Die Wogen an den Finanzmärkten schlagen weiterhin hoch. Der Chefanalyst und Währungsexperte der Bremer Landesbank, Folker Hellmeyer (49), hält die Ausgabe von Eurobonds für den richtigen Weg aus der Krise.
Frage: Es wird immer teurer, den Euro zu schützen. Worauf müssen sich die Steuerzahler noch einstellen?
Hellmeyer: Der Euro ist das Beste, was wir je für unsere Industrienation hatten. Ich bin über die Politik in höchstem Maße irritiert, weil sie den Gesamtzusammenhang zwischen unserer florierenden Wirtschaft, steigenden Staatseinnahmen und dem Euro nicht ausreichend erkannt hat. Das Zaudern und Zögern der Bundesregierung ist ein wesentlicher Faktor für die Zuspitzung der Lage. Sie erweist uns damit eine Bärendienst.
Frage: Was sollte konkret getan werden?
Hellmeyer: Die Politik sollte endlich so reagieren, wie sie es in der Finanzmarktkrise 2008 getan hat. Damals wurden 33.500 Milliarden Dollar für die Stabilität des Systems aufgebracht. Dagegen sind die heutigen Beträge mickrig. Wir müssen den Rettungsschirm für den Euro überdimensionieren, damit er wirkt. Die smarteste Lösung wären Euro-Bonds, also von allen Euro-Mitgliedern getragene Staatsanleihen. Dann würde auch deutlich, dass wir unter den Währungsräumen die Nummer eins sind.
Frage: Käme dies nicht einer Gemeinschaftshaftung für die Schulden der Europäer gleich, die wir nie wollten?
Hellmeyer: Die Gemeinschaftshaftung haben wir doch so oder so. Wenn wir uns nicht an die Seite unserer Freund in Europa stellen, werden wir einen hohen Preis dafür bezahlen. Dann werden wir Defizite von zehn Prozent der Wirtschaftsleistung sehen, einen Absturz der Konjunktur und fünf Millionen Arbeitslose. Was manche Professoren dagegen reden, ist eine Beleidigung der Intelligenz. Dieselben Leute haben die Lehman-Pleite und ihre Folgen auch nicht vorhergesehen. Auf sie zu hören, ist gefährlich.