Christliche Devotionalien erfreuen sich zunehmender Beliebheit. Serie „Wirtschaftsfaktor Gott“
Es riecht nach katholischer Kirche in dem kleinen Geschäft. Das kommt von den Dutzenden Sorten Weihrauch, die „Ave Maria“ verkauft. Von den hohen Regalen blicken mehrere Gekreuzigte herab, und auch die Jungfrau Maria ist zahlreich vertreten.
Seit 15 Jahren betreibt die aus dem Schwarzwald stammende Latein- und Ethiklehrerin Ulrike Schuster ihren barocken Laden für Devotionalien im nüchternen Berlin. Sie sagt, sie sei gläubig, aber nicht humorlos. Darum kann man bei Ave Maria Putten, Altarkerzen, Krippen und Kreuze an Halsketten kaufen. Aber auch Religionstrash darf nicht fehlen, etwa die durchsichtigen Plastikflaschen in Madonnenform mit Schraubverschluss auf dem Kopf, in die man heiliges Wasser einfüllt und verschenkt.
Devotionalien sind Gegenstände, die zu religiöser Andacht dienen. In der Weihnachtszeit verkaufen sie sich gut. Aber der eigentliche Boom kommt traditionell in der ersten Jahreshälfte, erklärt Angela Burger von der Firma Anzmann in Augsburg. Dann wird im Süden Deutschlands tausendfach die Heilige Kommunionen gefeiert.
Insgesamt nehme die Nachfrage nach religiösen Geschenkartikeln in den vergangenen Jahren zu, meint Martin Eckenroth, der in der Benediktinerabtei Maria Laach arbeitet. Er führt dies auf ein wieder zunehmendes spirituelles Bedürfnis zurück. Diese Nachfrage weiß die Abtei in der Eifel auf vielfältige Art zu befriedigen. Neben Engelchen und Kerzenhaltern stellt die Manufaktur des Klosters unter anderem Geschirr, Möbel und raumgreifende Plastiken her.
Mit Zahlen zu Umsatz und Gewinn ist man in Maria Laach wie in fast allen religiösen Betrieben extrem zurückhaltend. Durchblicken lässt man nur soviel: Die Abtei mit rund 200 Arbeitsplätzen und 50 Ordensbrüdern finanziert sich zum guten Teil durch den Verkauf der selbst produzierten Waren und Devotionalien. Also muss der Umsatz in die Millionen Euro gehen.
Gesamtwirtschaftlich handelt es sich trotzdem um eine kleine Nische. Anzmann ist ein großes von rund zehn einschlägigen Unternehmen in Deutschland, beschäftigt sechs Personen plus einige Heimarbeiter und erzielt einen Umsatz von größenordnungsmäßig einer Million Euro pro Jahr.
Vielen Kunden, die den Laden Ave Maria besuchen, scheint es um ein gewisses religiöses Heimatgefühl zu gehen. Exil-Südamerikaner kaufen, um gut über den Nord-Winter zu kommen, Heiligenbildchen und Medaillons. Aber auch Protestanten verirren sich in das Devotionaliengeschäft. Besonders skandinavische Touristen neigten zu einem gewissen religiösen Prunk, hat Schuster beobachtet. Wahrscheinlich könnten sie in ihrer Heimat sonst die dunkle Jahreszeit nicht überleben, vermutet die Händlerin.