Uni-Abschluss mit Jobgarantie

Duales Studium: Das bedeutet wenig Freizeit und viel büffeln –
aber auch den Soforteinstieg ins Unternehmen

„Super!“: Dieses Wort schießt Claudia Flieger zuerst durch den Kopf, wenn sie auf ihr Studium zurückblickt. Das viel zu kleine Zimmer im sanierungsbedürftigen Studentenwohnheim mit Blick auf die meterhohen Mauern der Mannheimer JVA meint die 24-Jährige damit freilich nicht. Vielmehr meint sie die finanzielle Sicherheit in dieser Zeit – und den unbefristeten Arbeitsvertrag, den sie dank der Ausbildung jetzt in der Tasche hat. Ganz bewusst hatte sich Claudia nach dem Abi für ein Duales Studium an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA) entschieden.

Bei einem Dualen Studium gehen Unternehmen mit Berufsakademien, Fachhochschulen oder Universitäten eine Kooperation ein. An der Hochschule absolvieren die Studenten den theoretischen Teil ihrer Ausbildung. Im Unternehmen sammeln sie praktische Erfahrungen. Alle paar Monate, tauschen die jungen Leute das Campus- mit dem Arbeitsleben. Im Viermonatsrhythmus hat Claudia im Studiengang „Arbeitsmarktmanagement“ die Standorte gewechselt: Mannheim gegen Berlin. Theorie gegen Praxis. Ohne Stau dauerte die Fahrt im voll bepackten Wagen sechseinhalb Stunden. Den regelmäßigen Wohnsitzwechsel fand Claudia schon recht anstrengend. Die langen Autobahnfahrten bleiben aber so ziemlich das einzige Manko, den die Berlinerin an ihrem Studium entdecken kann.

Duale Studiengänge sind heiß begehrt – und stark umkämpft. Rund 10.000 junge Leute bewerben sich jedes Jahr zum Beispiel bei Siemens um einen Platz. Etwa 700 werden genommen. Michael Friedrich, Pressesprecher des Unternehmens, weiß, warum die Ausbildung so beliebt ist. „Ein Duales Studium ist eine Herausforderung, aber es lohnt sich. Es ist kompakt, schnell und bietet den jungen Menschen einen schellen Einstieg in den Beruf“, sagt er. Außerdem sei die Übernahmequote mit mehr als 90 Prozent sehr hoch.

Zwei Typen des Dualen Studiums lassen sich unterscheiden. Bei Siemens setzt man auf die so genannte ausbildungsintegrierende Variante. Hier haben Studenten am Ende nicht nur den Bachelor- sondern auch einen IHK-Abschluss in der Tasche. Sie tragen dann Titel wie „Bachelor of Arts“ oder „Bachelor of Engeneering“ und sind gleichzeitig ausgebildete Mechatroniker, Wirtschaftsingenieure oder Industriekaufleute.

Claudia hingegen hat die Variante des praxisintegrierenden Dualen Studiums absolviert, die Variante ohne Berufsabschluss. Während der Zeit im Unternehmen lernte die junge Berlinerin sämtliche Abteilungen ihres zukünftigen Arbeitgebers, der Bundesagentur für Arbeit, kennen. Sie arbeitete sich in die Leistungsabteilung genauso hinein, wie in die Arbeitsvermittlung oder das Controlling.

Finanznöte: So etwas kennen Dual-Studenten in der Regel nicht. Sie kommen ohne lästigen Nebenjob über die Runden – ohne kellnern, putzen oder Pommes frittieren. Die meisten bekommen eine Ausbildungsvergütung. „So können sich die Studierenden voll und ganz auf ihr Studium konzentrieren“, erläutert Ingrun Salzmann, Sprecherin der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mannheim. Wie hoch die Gehälter ausfallen, ist von Branche zu Branche unterschiedlich. Bei Siemens gibt es zwischen 800 und 1.000 Euro im Monat. Die Bundesagentur für Arbeit ist da deutlich großzügiger.

Duales Studium in Zahlen:
Rund 51.000 Dual-Studenten gibt es laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) derzeit in Deutschland. Von den insgesamt rund 2.2 Millionen Studenten stellen sie nur einen Bruchteil. Das könnte sich bald ändern. Immer mehr Unternehmen setzen auf die praxisnahe Ausbildung. Zwischen 2009 und 2010 ist die Anzahl der Betriebe, die solche Studiengänge anbieten, um 2.000 gestiegen – von rund 26.000 auf rund 28.000.

Die Bewerbung:
Im Gegensatz zum herkömmlichen Studium bewirbt man sich bei der Kombi-Ausbildung nicht bei der Hochschule, sondern direkt beim Unternehmen. Welche Betriebe Nachwuchs suchen, erfährt man im Internet – beispielsweise unter www.ausbildungplus.de oder www.duales-studium.de. Zwar finden sich dort vor allem Studiengänge aus dem wirtschaftswissenschaftlichen Bereich. Am häufigsten findet sich die Kombination aus BWL-Studium und kaufmännischer Ausbildung. Duale Studiengänge gibt es aber auch in den Bereichen Sozialwesen sowie Wirtschafts- und Gesellschaftslehre. Auch Geisteswissenschaftler haben also Chancen.