Eltern fühlen sich allein gelassen

Viele Mütter und Väter sehen sich bei der Bildung ihrer Kinder im Stich gelassen/ Vom Staat fordern sie mehr Unterstützung

Fast alle Eltern sind sich einig: Eine gute Bildung ist die entscheidende Vorraussetzung für den beruflichen Erfolg ihrer Kinder. Doch gerade sozialschwachen Familien fällt es schwer, ihren Nachwuchs beim Vorankommen in der Schule zu unterstützen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach. „Viele Eltern mit einfacher Schulbildung können ihren Kindern nicht dabei helfen aufzusteigen“, sagt Institutsleiterin Renate Köcher. Vom Staat wünschten sie sich mehr Hilfe.  

94 Prozent der Mütter und Väter verbinden mit guter Bildung die Hoffnung auf bessere Chancen im Beruf. Die meisten sehen in ihr zudem eine Basis für bessere Aufstiegsmöglichkeiten. So lauten zwei zentrale Resultate der Erhebung, die die Vodafone Stiftung Deutschland in Auftrag gegeben hat. Rund 1.250 Eltern wurden zum Thema Bildung befragt. Wissen wollten die Forscher unter anderem, welche Ambitionen die Familien in punkto Bildung hegen und welche Erziehungsziele sie verfolgen.

Auch den Bildungsstand der Eltern und ihrer Kinder hatten die Forscher im Auge. Nur etwas 30 Prozent der Kinder aus einem Elternhaus mit einfacher Schulbildung schaffen es auf ein Gymnasium. Von Kindern mit höher gebildeten Eltern schaffen das immerhin knapp 80 Prozent, so der Befund. Freilich, neu ist das nicht. Schon lange weiß die Wissenschaft, dass der Bildungshintergrund der Eltern hierzulande in hohem Maße die Schulkarriere der Sprösslinge beeinflusst. Neu ans Licht gebracht hat die Studie jedoch Folgendes: Gleichzeitig fühlen sich viele Mütter und Väter darin überfordert, ihren Kindern beim Lernen oder bei den Hausaufgaben zu helfen.

„Zwischen Ehrgeiz und Überforderung“: Der Titel der Studie bringt auf den Punkt wie es vielen Eltern ergeht. Für den Nachwuchs wollen sie nur das Beste. Doch es bleibt beim Wollen. So richtig helfen können sie nicht. Mal ist es das nötige Wissen das dem Vater fehlt, um dem Sohn die Matheaufgabe zu erklären. Ein anderes Mal sind es Sprachbarrieren die es der türkischstämmigen Mutter unmöglich machen, ihrer Tochter das Lesen beizubringen.

Insgesamt 40 Prozent der Eltern wünschen sich deshalb, dass der Staat sie stärker bei der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder jenseits der Schule unterstützt. Dies trifft vor allem auf Eltern aus den neuen Bundesländern (50 Prozent) und sozial schwächere Eltern (49 Prozent) zu.

„Eltern sind die alles entscheidenden Motivatoren für Bildung“, urteilt Klaus Hurrelmann von der Hertie School of Governance. Die Grundschule oder weiterführende Schulen könnten kaum noch etwas korrigieren. Von der Politik fordert der Professor nun, die Eltern darin zu trainieren, wie sie ihr Kind auf die Vorschule oder Schule gut einstimmen können. Eine Art Elterntraining müsse her. Die Rolle von finanzieller Unterstützung hält er indes für überschätzt. Sie hätte keine Auswirkung auf das Bildungsverhalten der Kinder. Auch dem unlängst verabschiedeten Bildungspaket von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen, das bedürftigen Kindern und Jugendlichen zum Beispiel mit Geld für Schulbedarf, den Besuch einer Musikschule oder für das Mittagessen weiterhilft, steht der Wissenschaftler skeptisch gegenüber.