Kommentar zur Energiewende von Hannes Koch
So geht es nicht weiter. In einem Jahr verbrauchen wir so viel Erdöl, wie in fünf Millionen Jahren entstanden ist. Deshalb plädieren die Umweltberater der Bundesregierung in ihrem neuen Gutachten für die „große Transformation“ hin zu einem nachhaltigen Energiesystem. Denn spätestens in ein paar Jahrzehnten ist Schluss mit der aktuellen Art des Wirtschaftens. Mangels Nachschubs und wegen zu hoher Kosten. Das gilt auch für die Atomenergie. Die einfache Tatsache, dass atomare Risiken nicht privatwirtschaftlich versichert werden, weil sie zu groß sind, zeigt, dass wir der Pleite entgegenfahren, wenn wir nichts ändern.
Was heißt das für uns persönlich, im Alltag? Momentan verbrauchen wir jede Menge Kohle und Gas für die Heizung unserer Wohnungen, Öl für die Motoren unserer Autos und Strom für zunehmende Mengen von Lampen, Bildschirmen, Laptops und Mobiltelefonen. Vielleicht schaffen es die Ingenieure, den Energiekonsum dieser Geräte auf die Hälfte zu drücken. Vielleicht können wir damit unseren aufwändigen Lebensstil noch einige Zeit über die Runden retten.
Aber ganz ohne irgendeine Umstellung wird es vermutlich nicht gehen. Einen gewissen Verzicht werden wir leisten müssen. Dies kann bedeuten, Lebensqualität anders und neu zu definieren. Wenn wir weiter viel Strom verbrauchen wollen, müssen wir wenigstens Kompromisse machen, was seine Herstellung betrifft. Das bedeutet schlicht, dass wir uns über den Anblick von Windrädern am Horizont und den vermeintlichen Elektrosmog von Stromleitungen über oder unter der Erde nicht mehr beschweren dürfen – weil es Luxusprobleme sind im Vergleich zu den Gefahren des Klimawandels oder Atomenergie. Wer dies anders sieht, müsste eigentlich das Handy abliefern, um seine Klimabilanz zu verbessern.