Durch die Hintertür

Kommentar

Der Vorschlag der Wirtschaftsweisen zur Eurorettung könnte schnell ernsthaft als Lösung der Eurokrise diskutiert werden. Denn mit Italien steht ein Riese der Währungsunion unter gewaltigem Druck der Kapitalmärkte. Offenkundig ist das Vertrauen der Investoren mittlerweile so gering, dass kein noch so großer Rettungsschirm für Beruhigung sorgen kann. Am Ende bleibt so womöglich nur ein ganz großer Wurf, die Gemeinschaftshaftung für einen Teil der europäischen Staatsschulden. Der gemeinsame Tilgungspakt, den die Experten einstimmig vorschlagen, ist ein Eurobond durch die Hintertür. Als Folge würde Deutschland direkt für die Schulden anderer haften. Alle Versprechen, die den Bürgern bei der Einführung der Gemeinschaftswährung gemacht wurden, wären dann endgültig Makulatur

Doch die Alternativen dazu überzeugen auch nicht. Unter dem gegenwärtigen Druck bleibt die Europäische Zentralbank (EZB) die einzige Waffe im Kampf gegen die Schuldenkrise, die über ausreichend viel Munition verfügt. Wenn die EZB die Krise jedoch löst, in dem sie neue Euro druckt, ist die Stabilität der Währung höchst gefährdet. Und Deutschland wäre auch hier, ohne jeden formalen Einfluss, an den Kosten beteiligt. Der gerade erst aufgestockte Rettungsschirm EFSF kann einen Ausfall Italiens nach derzeitigem Stand kaum verkraften. Folglich kriselt es weiter und weiter.

Dagegen hat das vom Rat bevorzugte Modell einen langfristigen Charakter. Wenn sie alle an die Regeln halten, muss sich auch niemand zu Tode sparen wie die Länder, die unter extremen Zinsbelastungen leiden. Bis die Probleme endgültig gelöst sind, wird eine Generation vergehen. Doch nur mit einer Dauerlösung wird Vertrauen und Verlässlichkeit wieder hergestellt werden können. In dieser Zeit muss sich Europa auch zu einem Bundesstaat zusammenraufen. Der Rückfall in die Kleinstaaterei wäre für Deutschland kurzfristig vielleicht billiger, langfristig könnte die größte Volkswirtschaft Europas ihren Wohlstand verlieren.