Brauchen wir Eurobonds? Contra von Wolfgang Mulke
Die Folgen einer gemeinschaftlichen Haftung kennt man aus Wohngemeinschaften. Wenn sich alle ohne besondere Regeln um den Abwasch kümmern sollen, bleibt er schnell liegen, weil es immer gute Gründe gibt, etwas anderes zu tun. Genau diese Gefahr birgt die Gemeinschaftshaftung für den Euro.
Die hohe Kreditwürdigkeit Frankreichs und Deutschlands würde bei anderen Euroländern für niedrige Zinssätze sorgen. Ohne feste Regeln gäbe es für diese dann keinen Grund mehr für übermäßige Sparanstrengungen. Wenn es schiefgeht, haften so die Großen für die Krisen der Kleinen.
Eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzregierung könnte dies verhindern. Doch dafür fehlen die politischen Mehrheiten bei den Euro-Partnern. Jeder kann also weiterhin tun, was er will. In solchen Konstellationen überwiegt das Eigeninteresse am Ende immer das Gemeinschaftsinteresse.
Hinzu kommt noch der Aufschlag, den Deutschland für die eigenen Kredite an den Finanzmärkten bezahlen müsste, weil Euro-Anleihen eben nicht ganz so sicher sind wie deutsche. Bei nur einem Prozentpunkt mehr Zins müssten die öffentlichen Haushalte 20 Milliarden Euro mehr für den Schuldendienst ausgeben – pro Jahr. Bezahlen müssten dies die Arbeitnehmer durch weniger Sozialleistungen oder höhere Steuern.