Kommentar zur schrumpfenden Wirtschaftsleistung
Fehler im Geschäftsmodell
Von Björn Hartmann
Jetzt ist es amtliche. Deutschland steckt in einer Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt ist 2024 geschätzt um 0,2 Prozent gesunken. Bereits 2023 schrumpfte es. Viele Experten hatten das Minus erwartet. Wahrscheinlich werden zahlreiche Politiker wieder auf eigene Konzepte verweisen, mit denen alles besser wird, oder die Ideen der Konkurrenz schlecht reden. Dabei lassen sich wesentliche Gründe für das Minus kaum politisch lösen. Deutschlands Geschäftsmodell schwächelt ganz grundsätzlich.
Die Bundesrepublik ist exportorientiert, wir leben davon, unsere Spitzenprodukte weltweit zu verkaufen. Weltpolitisch schwindet der freie Markt aber gerade. China setzt vor allem auf sich. Die USA schotten sich ab, drohen lieber mit Zöllen, einer Methode aus der wirtschaftspolitischen Mottenkiste, statt sich auf Wettbewerb zu verlassen.
Auch hier hakt es. China hat bei Paradebranchen wie Maschinenbau aufgeholt, in Teilen sogar überholt. Das zeigt sich vor allem in der Autoindustrie. Deutsche Firmen mögen tolle Fahrzeuge im Angebot haben, sie sind aber am Markt vorbei entwickelt. Die Kunden weltweit wollen andere. Das wäre kein großes Problem, stünde die Branche mit ihren Zulieferern nicht für einen sehr wesentlichen Teil der deutschen Wirtschaftskraft.
Zu alldem kommen zaghafte Verbraucher im Inland. Sie haben zwar wegen Lohnerhöhungen mehr Geld zur Verfügung, sparen aber lieber, als es auszugeben. Es könnten schlechtere Zeiten kommen. Viele fürchten auch die Rückkehr hoher Inflationsraten. 2022 und 2023 stiegen die Preise kräftig. Weil die Europäische Zentralbank die Leitzinsen anhob, um die Inflation zu bekämpfen, verteuerten sich Kredite. Das hält Firmen davon ab, zu investieren. Was sich politisch immerhin zum Teil beeinflussen lässt, sind die hohen Energiepreise in Deutschland.
Der Schluss, die Autoindustrie zu schützen, gar zu versuchen, das Gestern zu zementieren, wird alles schlimmer machen, weil es neue Ideen blockiert. Besser ist es, den Strukturwandel politisch zurückhaltend zu begleiten. Das wird erst einmal schwierig, lohnt sich aber auf lange Sicht.