Wer sich in der schulfreien Zeit Geld dazu verdienen möchte, muss die Unternehmen häufig einzeln abklappern
Taschengeld ansparen ist mühsam. Viele Schüler freuen sich deshalb auf den Sommer. Denn die schulfreie Zeit verspricht Aussicht auf einen Ferienjob. Schnell lässt sich so das nötige Bargeld für den brandneuen MP3-Player, die angesagten Sneakers oder die hippe Katy Perry CD hinzuverdienen. Doch die begehrten Nebentätigkeiten lassen sich nur schwer ergattern.
In Anzeigen sind Ferienjobs kaum zu finden. „Annoncen sind eher die Ausnahme“, sagt Wilfried Malcher vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE). „Viele Unternehmen entscheiden sich spontan und schreiben die Stellen im Geschäft aus.“ Schüler sollten deshalb direkt im Unternehmen nachfragen, empfiehlt der Berufsbildungsexperte. Die Vorgehensweise ist zwar mühsam, hat aber einen entscheidenden Vorteil: Vor Ort können sich die Jugendlichen einen guten Überblick über den Supermarkt, das Elektrofachgeschäft oder die Bäckerei machen. „Da kann man gut spüren, wie das Bertiebsklima ist“, sagt Malcher.
Kinderbetreuer, Maschinenteilreiniger, Produktionshelfer oder Küchenhilfe: Die baden-württembergische Regionaldirektion der Arbeitsagentur weiß, welche Ferienjobs Unternehmen derzeit anbieten. Viel Mut können die Arbeitsmarktexperten Schülern jedoch nicht machen. Gerade einmal etwas über 850 Jobs zählt die Liste der Behörde. Vor zwei Jahren waren es fast zehn Mal so viel, nämlich 8.000. Warum die Unternehmen so wenig Jobs offiziell ausschreiben weiß die stellvertretende Sprecherin Julia Stump: „Viele Jobs werden über Mitarbeiter Kinder und Bekannte abgedeckt ohne das die Agenturen vor Ort eingeschaltet werden“, erläutert sie. „Vitamin B“ heißt wohl der beste Weg zum Sommerjob. Zwar haben auch die studentischen Stellenvermittlungen zum Teil Tätigkeiten für Schüler im Angebot, wie die der Ludwig-Maxmilian-Universität in München. Doch nicht jede Uni-Arbeitsbörse ist Anlaufstelle für die Jugendlichen. Der Career Service der Universität Stuttgart beispielsweise, bietet kaum Beschäftigungsmöglichkeiten für Schüler. Die angebotenen Jobs sind eher für Studenten geeignet. „In der Regel reicht die Qualifikation der Schüler für die Jobs nicht aus“, sagt eine Mitarbeiterin.
Den Unternehmen ist der Engpass auf dem Arbeitsmarkt durchaus bekannt. Unseriöse Anbieter wittern da ein gutes Geschäft. Bestes und typisches Abzock-Beispiel: 999 Euro und als Draufgabe ein Nokia-Handy versprach eine Firma im Jahr 2005 für den Zusammenbau von ‚WM-Kugelschreibern’. Die Sache hatte leider einen Haken. Interessenten sollten vorab 200 Euro für die Zusendung der Kugelschreiberteile zahlen.
Die Verbraucherzentrale Hessen warnt vor unseriösen Nebenjobs. „Wenn der Jobsuchende zunächst zur Kasse gebeten werden, die Arbeit nicht näher beschrieben ist, aber mit exorbitanten Einkünften geworben wird, sollte man besser die Finger von diesen Angeboten lassen“, raten die Verbraucherschützer. Typisch für unseriöse Jobangebote sei auch, dass versprochen wird, viel Geld leicht nebenbei zu verdienen. Dabei weiß doch eigentlich jeder, dass sich das Geld nicht so leicht verdient.
„Sofort handeln!“, „zeitlich begrenzt“ oder „Sensationelle Verdienstmöglichkeit“: Hinter reißerisch formulierten Anzeigentexten lauern die schwarzen Schafe. Ein Indiz für ein betrügerisches Angebot ist es auch, wenn die Nebenjobber weitere Personen für die Tätigkeit anwerben müssen. Die Verbraucherzentralen raten deshalb, sich auf jeden Fall über die Firma zu informieren und nicht voreilig einen Arbeitsvertrag zu unterschreiben. Und wer Opfer eines Betrugs geworden ist, sollte unbedingt Strafanzeige erstatten.
Rund 160.000 Schüler besuchen in Baden-Württemberg die Oberstufe. Das ist recht viel im Vergleich zu den 800 offiziell ausgeschriebenen Ferienjobs. Von Glück können also jene Jugendliche reden, die eine bezahlte Beschäftigung erhaschen können. Für einige dürfte sich dieses Glück sogar doppelt bezahlt machen: „Manchmal macht der Ferienjob auch den Weg in die Berufswelt frei“, sagt HDE-Experte Malcher. Denn einige Unternehmen schreiben die Stellen gezielt aus, um Auszubildende zu gewinnen