GDL ist mit den Angeboten der Bahnen unzufrieden
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will ihren Forderungen nach einem bundeseinheitlichen Tarifvertrag nun mit Warnstreiks Nachdruck verleihen. Dies beschloss die Tarifkommission der Gewerkschaft am Donnerstag. Zuvor hatte die GDL die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn und den führenden Privatbahnen für gescheitert erklärt. Eine andere Möglichkeit als den Arbeitskampf sehe man derzeit nicht, sagte GDL-Chef Claus Weselky.
Die Fahrgäste müssen sich wohl Mitte Februar daraus einstellen, dass die Züge zeitweilig nicht mehr fahren. Wann welches Bahnunternehmen bestreikt wird, teilte die GDL nicht mit. Vermutlich wird es vor einer geplanten Protestaktion am 16. Februar keinen Ausstand geben. Die Fahrgäste sollen rechtzeitig über Zugausfälle informiert werden. Sollte es auch nach den Warnstreiks keine Einigung mit den Arbeitgebern über einen Bundesrahmentarif geben, könnte die GDL wie schon 2007 einen längeren Arbeitskampf führen. Die Urabstimmung dazu wird eingeleitet.
Die Gemengelage der laufenden Tarifrunde ist so kompliziert wie nie zuvor. Denn die GDL verhandelt gleich mit drei verschiedenen Arbeitgebern. Auf der einen Seite steht die Deutsche Bahn (DB) als größtes Unternehmen, in dem rund 80 Prozent der 26.000 Lokführer beschäftigt sind. Parallel spricht die Gewerkschaft mit den größten Unternehmen im Personennahverkehr und im Schienengüterverkehr. Die GDL will einen einheitlichen Bundesrahmentarifvertrag durchsetzen, der eine Bezahlung aller Zugführer auf dem Lohnniveau der Deutschen Bahn vorsieht. Die Privatbahnen, die oft weniger bezahlen als der Branchenprimus, wollen weiterhin Spielräume für eine Abweichung vom DB-Tarif nach unten.
Gleichzeitig verhandeln die Tarifparteien über eine normale Entgelterhöhung. Auch hier lehnt die GDL die Angebote der Arbeitgeber ab. Die DB hat den Lokführern eine Lohnerhöhung von fünf Prozent in einem Zeitraum in zwei Stufen über zwei Jahre angeboten. Dies entspricht dem Abschluss, den der Konzern im Januar mit der Eisenbahnverkehrsgewerkschaft (EVG) vereinbart hat, in der der größte Teil der Bahnbeschäftigten organisiert ist. Die GDL will zwar auch fünf Prozent mehr Lohn, aber bei einer Laufzeit von nur einem Jahr. Der Bahnvorstand will jedoch auf das vorliegende Angebot nicht mehr drauflegen. Personalvorstand Ulrich Weber hat GDL-Chef Weselsky vorgeschlagen, die vorhandenen Probleme an einem runden Tisch mit allen drei Arbeitgebergruppen zu erörtern.
Doch bisher bleiben die Lokführer stur bei ihren Forderungen. Hinter diesem Verhalten stehen strategische Überlegungen. 2007 hat die GDL mit einem langen Streik am Ende Erfolg gehabt und bessere Konditionen sowie einen eigenständigen Tarifvertrag für Lokführer durchgesetzt als die Konkurrenzgewerkschaft EVG, die damals noch Transnet hieß. Auch diesmal wollen die Zugführer wieder mehr für sich herausholen, als es für die Masse der Bahner gibt.
Ob die Rechnung aufgeht, erscheint indessen zweifelhaft. Denn es ist in der Öffentlichkeit schwer vermittelbar, warum eine Berufsgruppe der Bahn besonders gut gestellt werden soll. Zumindest bei einem längeren Streik könnte die Stimmung schnell gegen die GDL umschlagen. Außerdem ist nicht erkennbar, wie der komplizierte Tarifstreit ohne gemeinsame Gespräche aller Beteiligten aus dem Weg geräumt werden könnte.