Geld ist künftig schneller da

Neue Vorschrift: 2012 müssen Banken Überweisungen innerhalb kürzerer Zeit tätigen – in Deutschland und der EU

Ab dem kommenden Jahr müssen Geldinstitute elektronische Überweisungen innerhalb eines Bankarbeitstages abwickeln. Die neue Regelung gilt sowohl für Deutschland als auch für die gesamte Europäische Union. Zögerliche Banktransfers gehören dann der Vergangenheit an. Für herkömmliche Überweisungen per Beleg, bleiben den Instituten künftig zwei Tage.

Als „sehr ambitioniert“ schätzt  Tanja Beller, Sprecherin beim Bundesverband deutscher Banken (BdB), die kurzen Fristen ein. „Der Zahlungsverkehr innerhalb der EU ist in den vergangenen Jahren schon viel leichter und schneller geworden“, sagt sie. Mit Einführung von IBAN und BIG, von internationaler Kontonummer und Bankleitzahl, hätten die Institute schon eine einheitliche Zahlungsstruktur geschaffen. 2012 würden in der EU Überweisungen noch viel schneller gehen.

Die kurzen Fristen treffen allerdings nur auf EU-Überweisungen zu, die Bankkunden in Euro tätigen. Per Mausklick und innerhalb von 24 Stunden können sie 2012 Geld von Deutschland nach Frankreich, Irland oder Italien überweisen.  Möchten Verbraucher polnische Zloty oder britische Pfund anweisen, egal ob nun schriftlich per Beleg oder online im Internet, müssen sie dem Institut für die Buchung etwas mehr Zeit einräumen. „Für EWR-Währungen, also Währungen von europäischen Staaten, die den Euro nicht besitzen, haben die Geldhäuser maximal vier Bankarbeitstage Zeit“, erläutert BdB-Sprecherin Beller.

Grundlage für den schnellen Geldverkehr ist die europäische Zahlungsrichtlinie. Ende 2009 trat sie in Kraft und legt fest, wie viel Zeit den Geldhäusern für die Ausführung von Überweisungen bleibt. Noch bis Ende 2011 stehen Banken drei Tage zu, um Überweisungen in Euro zu tätigen. Danach gelten die neuen verkürzten Zeiträume.

Ein Wermutstropfen bleibt: Überweisungen in Länder außerhalb der EU bleiben eine teils zeitaufwendige Angelegenheit. Drittstaatenwährungen, etwa philippinische Pesos oder amerikanische Dollar, sollen die Geldhäuser laut Richtlinie „baldmöglichst“ bearbeiten.

Verbraucherschützer begrüßen die nach ihrer Ansicht seit langem überfällige Änderung der Fristen. „Die Dreitagesfrist ist eindeutig zu lang“, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Wir sind längst im EDV-Zeitalter angekommen. Banken können heute Überweisungen in sehr kurzer Zeit veranlassen.“

Vermutlich, so Nauhauser, liegen durch Überweisungsvorgänge täglich Milliarden Euro bei den Banken. Die Institute profitieren davon und erwirtschaften mit dem Geld hohe Zinsgewinne. 2012 bricht diese Einnahmequelle weg. Der durchschnittliche Bankkunde wird finanziell wohl eher weniger von der Änderung haben. Die Zinserträge, die eine Überweisung bringt, das schätzt der Finanzexperte, dürften bei teilweise unter einem Cent liegen. Zumindest aber nimmt das lästige Warten auf das Geld im kommenden Jahr ein Ende.