Lebensmittelkontrolleure bemängeln Sauberkeit in Gaststätten/ Hersteller überschätzen Haltbarkeit von Fertiggerichten
Mangelnde Hygiene ist nach wie vor das größte Problem in Deutschlands Restaurants, Imbissbuden und Bäckereien. Das zeigen die Zahlen der amtlichen Lebensmittelüberwachung für das Jahr 2010, die das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) am Dienstag in Berlin präsentiert hat. Im Fokus hatten die Kontrolleure diesmal auch die Sauberkeit von Zapfanlagen in Gaststätten. Von ungetrübtem Biergenuss kann in mancher Kneipe keine Rede.
Neben den üblichen amtlichen Kontrollen inspizierten die Behörden im vergangenen Jahr 2.104 Schankanlagen und Lagerräume. Das Fazit der Tester dürfte für Freunde des fröhlichen Schlucks ernüchternd ausfallen: Verschmutzte Gläser, moderige Zapfhähne oder faulende Spüllappen gab es in jeder vierten Kneipe. Etwas besser steht es um die Restaurants: Dort waren nur rund 16 Prozent der Anlagen hygienisch nicht einwandfrei.
Die Keimbelastung von Frikadellen war den Kontrolleuren 2010 ebenso eine Extrauntersuchung wert. So inspizierten sie Fertiggerichte aus dem Einzelhandel, in denen gegartes Hackfleisch steckt. Ihr Fazit: Auf das Mindesthaltbarkeitsdatum ist nicht immer Verlass. Kurz vor Ablauf der Frist wiesen zehn Prozent der Proben auffällig viele Keime auf. In 1,6 Prozent der Proben war zudem eine hohe Zahl des Bakteriums Lysteria monocytogenes nachweisbar. Der Erreger ist für empfindliche Personengruppen, etwa für schwangere Frauen oder immunschwache Menschen, ein Gesundheitsrisiko.
„Der Verbraucher hat keine Chance zu erkennen, ob die Produkte hygienisch einwandfrei sind“, sagt BVL-Abteilungsleiter Gerd Fricke. Die Ergebnisse wiesen darauf hin, dass die Lagerfähigkeit der Produkte teilweise falsch eingeschätzt werde.
Insgesamt rund 538.000 Betriebe die Lebensmittel herstellen, bearbeiten oder verkaufen, inspizierten die Lebensmittelkontrolleure im vergangenen Jahr. Dabei suchten sie solche Läden häufiger auf, die wie zum Beispiel hoch frequentierte Imbissbuden, ein höheres Risiko haben, nicht einwandfrei zu arbeiten. Bei rund einem Viertel der Betriebe stellten die Prüfer Verstöße fest. Wie auch in den Vorjahren sprachen die Behörden die meisten Beanstandungen wegen der allgemeinen Betriebshygiene aus, gefolgt von Mängeln im Hygienemanagement sowie bei der Kennzeichnung und Aufmachung der Lebensmittel.
Verbraucher können in den kommenden Jahren auf sauberere Imbisstheken, Döner- oder Currywurstbuden hoffen. Die Verbraucherminister der Länder haben sich darauf geeinigt, die Ergebnisse der Überwachungsbehörden zu veröffentlichen. Ein Kontrollbarometer könnte den Gästen schon bald an der Eingangstür zeigen, wie genau es die Küche mit der Sauberkeit nimmt. Von der Veröffentlichung der Ergebnisse erhofft sich das BVL „einen positiven Effekt“.