Kommentar zu Griechenland von Hannes Koch
Das geflügelte Wort „Eulen nach Athen tragen“ bezeichnet einen überflüssigen Vorgang. Im Gegenteil sehr notwendig wäre es dagegen, Jobs nach Griechenland zu tragen. Oder die Regierung in Athen zumindest darin zu unterstützen, mehr wettbewerbsfähige Arbeitsplätze zu schaffen. Genau diese Herausforderung hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble in einem Interview nun angesprochen: Investitionen statt Kaputtsparen könnten Griechenland vielleicht retten.
Schäuble ist ein moderner Konservativer der lernbereiten Sorte. Er weiß: Ideologie hilft meist nicht viel – auch nicht Sparideologie. Diese Erkenntnis stützt der neue EU-Bericht über die Finanz- und Wirtschaftslage in Griechenland, der heute (Freitag) fertig wird. Die Schulden des Mittelmeerlandes steigen schneller als die Staatseinnahmen. Trotz harter Sparpolitik und europäischer Milliardenhilfe sitzt Athen in der Falle. Was tun? Konkurs anmelden? Durch den ersten Staatsbankrott innerhalb der Euro-Zone die gemeinsame Währung an den Rand des Ruins treiben?
Nein, die griechische Wirtschaft muss wachsen. Nur so besteht die Chance zu gesunden. Dabei sollte Europa sie unterstützen. Unternehmen aus dem Norden könnten Jobs im Süden schaffen und von den sinkenden griechischen Löhnen profitieren. Investitionen in die am Mittelmeer reichlich vorhandene Solarkraft würden dazubeitragen, auch unsere Energieprobleme zu mildern. Außerdem könnten wir alle Urlaub auf Kreta, Samothraki und den anderen Inseln machen – nach drei Jahren würde Griechenland boomen.