Haushaltseinkommen halten mit Teuerung nicht Schritt / 3.707 Euro durchschnittliches Bruttoeinkommen / Spreizung zwischen Ost und West nimmt zu
Die Bundesbürger haben trotz gestiegener Einkommen weniger Kaufkraft. „Man kann davon ausgehen, dass die Realeinkommen gesunken sind“, berichtete die Expertin für die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamts, Kristina Kott, am Mittwoch in Berlin. Danach erzielte ein Durchschnittshaushalt 2008 ein Bruttoeinkommen von 3.707 Euro und damit 146 Euro mehr als zu Zeitpunkt der letzten Erhebung 2003. Da jedoch die Preise im gleichen Zeitraum um rund zehn Prozent gestiegen sind, blieb den Bürgern unter dem Strich weniger im Portemonnaie. Die EVS ist die größte Stichprobe für Einnahmen und Ausgaben der Deutschen. 60.000 Haushalte notieren dafür drei Monate lang alle einzelnen Etatposten.
Die Einkünfte verteilen sich nach Angaben des Amtes sehr unterschiedlich nach Haushaltstypen und nach Regionen. So muss jeder fünfte mit einem Bruttoeinkommen von weniger als 1.500 Euro auskommen. Auf der anderen Seite kann fast ein Viertel der Haushalte über mehr als 5.000 Euro verfügen. Groß ist das Gefälle auch zwischen Nord und Süd, Ost und West. Die Haushalte in Mecklenburg-Vorpommern liegen mit einem Einkommen 2.617 Euro hinten, die Hessen mit 4.274 Euro vorn. Nach Angaben des Bundesamtes hat sich die Schere zwischen den alten und neuen Ländern in den letzten Jahren wieder weiter geöffnet.
Ein Blick auf die Pro-Kopf-Einkommen zeigt auch eine große von den Lebensumständen abhängende Spanne. Haushalte von Alleinerziehenden steht mit durchschnittlich 845 Euro pro Mitglied vergleichsweise schlecht da. Paare mit Kindern kommen auf 1.103 Euro, ohne Kinder sogar auf 1.694 Euro. Am besten schneiden hier Singles mit 1.726 Euro ab.
Doch wofür geben die Bürger das Geld aus? Immerhin bleiben nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben durchschnittlich 2.965 Euro übrig. Konsumausgaben verschlingen von dieser Summe das meiste. Die Wohnkosten stellen mit einem Drittel des Konsumbudgets den größten Kostenblockl. Das macht 713 Euro monatlich. 14,6 Prozent des Einkommens, 328 Euro, gehen für Verkehrsleistungen als zweitgrößtem Posten drauf. Die Ernährung schlägt mit 321 Euro oder 14,3 Prozent zu Buche. Gut jeder zehnte Euro wird für Freizeit und Kultur ausgegeben. Zudem wird viel gespart. 2008 legten die Westdeutschen 10,8 Prozent des verfügbaren Einkommens oder 335 Euro monatlich auf die hohe Kante, die Ostdeutschen aufgrund der geringeren Möglichkeiten 9,1 Prozent oder 213 Euro.
Auch bei den Ausgaben zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Haushaltstypen. Alleinerziehende können nur 4,8 Prozent ihres Einkommens zur Seite legen, während Paare mit Kindern auf fast 15 Prozent kommen. Dafür sind die Alleinerziehenden Spitzenreiter beim Telefonieren. Keine andere Bevölkerungsgruppe ist so gut mit Handys bestückt und gibt so viel für den Mobilfunk aus wie Mütter und Väter ohne Partner.