Kommentar zur EZB-Zinssenkung
Europas Zentralbanker haben es schon wieder getan. Während die US-Notenbank in diesem Jahr eher abwartet, hat die Europäische Zentralbank die wichtigen Leitzinsen zum vierten Mal gesenkt, an denen sich auch die Verzinsung von Sparkonten orientiert. Was Sparer belastet, ist für die deutsche Wirtschaft hilfreich.
Zuletzt ist die Inflation, die die EZB bekämpft, in Deutschland und der Euro-Zone wieder gestiegen. Die Zentralbanker hätten demnach die Zinsen anheben müssen. Doch sie schauen nicht nur auf die Monatsraten, sondern betrachten längere Zeiträume. 2024 soll die Inflation im Währungsraum übers Jahr gesehen bei 2,4 Prozent liegen, 2025 nur noch bei 2,1 Prozent, 2026 bei 1,9 Prozent. Ziel der EZB sind 2,0 Prozent. Die Richtung stimmt. Da ist es nicht so wichtig, wenn die Monatsraten einmal steigen.
Leidtragende sind all jene, die Geld auf einem Tagesgeldkonto liegen haben oder es neu für ein oder zwei Jahre festlegen wollen. Die Banken werden die Guthabenzinsen dort senken. Vorteile hat der Zinsschritt für diejenigen, die Kredite aufnehmen wollen. Sie werden – etwas verzögert – günstiger. Das erfreut etwa die, die eine Wohnung kaufen wollen und jetzt billiger finanzieren können. Sinkende Leitzinsen sind aber auch eine gute Nachricht für Euro-Länder, die schwächeln. Deutschland zum Beispiel. Denn Unternehmen zahlen weniger für neue Kredite, was sie vielleicht dazu bringt, mehr zu investieren als bisher – in Ideen, Forschung, Fabriken, Absatzmärkte.
Dass sie es wirklich tun, ist aber nicht garantiert. Denn billiges Geld allein, liefert keinen Aufschwung. Der politische Rahmen muss klar sein, da hakt es in Deutschland gerade. Und die wirtschaftlichen Aussichten müssen stimmen. Auch hier sieht es für deutsche Firmen je nach Branche nicht so rosig aus. Die Welt bestellt gerade weniger deutsche Waren und Dienstleistungen. Der Zinsschritt der EZB kann helfen, doch ohne politische Initiative und unternehmerischen Einsatz bewegt sich nur sehr wenig.