Elektronikhersteller suchen neue Boomprodukte

Smart-TV und dreidimensionale Bilder bestimmen die Ifa in diesem Jahr

Das Rad wird kein zweites Mal erfunden. Der Fernseher schon. Stimmten vor einigen Jahren Flachbildschirme auf der Internationalen Funkausstellung (Ifa) in Berlin das Publikum auf eine neue Generation der Geräte ein, sind es auf der diesjährigen Leistungsschau der Unterhaltungselektronik so genannte Smart-TV, mit denen die Branche den Fernseher wieder einmal neu erfinden will. Am Freitag beginnt die Messe. Dabei werden die Apparate ähnlich wie moderne Handys mit einer Anbindung an das Internet versehen. Spiele, Filme oder Informationen laufen dann nicht mehr im PC ein, sondern im TV-Apparat. Damit werde dessen Rolle als Lagerfeuer des modernen Wohnzimmers, um das sich die Familie schart, wie es ein Ifa-Macher nennt, noch bedeutsamer.

Die Industrie ist auf derlei Weiterentwicklungen auch dringend angewiesen. Denn der durch die Generation der flachen Bildschirme ausgelöste Boom neigt sich dem Ende zu. Mittlerweile besitzt rechnerisch jeder dritte Haushalt in Deutschland einen LCD- oder Plasmamonitor. Das große Angebot ließ zudem in den letzten Jahren die Preise in den Keller purzeln. Um zehn Prozent gingen allein im ersten Halbjahr 2011 die Erlöse aus dem Verkauf der Flachgeräte zurück. Von schlechter Stimmung ist in den Unternehmen dennoch keine Rede. „Wir erwarten ein starkes zweites Halbjahr“, sagt der Chef der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu), Rainer Hecker. Insgesamt hofft die Branche auf vier Prozent mehr Umsatz. Das wären dann rund 27 Milliarden Euro, die die deutschen Konsumenten für digitale Kameras, elektronische Spiele, Fernseh- oder Hifi-Geräte und Computern für den privaten Spaß ausgeben. Weltweit sammelt die Industrie mit 690 Milliarden Euro sogar sieben Prozent mehr ein.

Neben den Smart-TV erhoffen sich die Hersteller von der 3-D-Technologie neue Umsatzschübe. Das Segment verzeichnet ein Wachstum um fast 700 Prozent. Allerdings ist die Gesamtzahl der weltweit verkauften Fernseher mit dreidimensionalem Bild mit 21 Millionen noch gering. 3-D-Camcorder und TV-Geräte werden als Highlights auf der Ifa vorgestellt, ebenso wie die noch jungen Tablet-PC, also flache Minicomputer, die über die Berührung des Displays gesteuert werden.

80 Jahre, nachdem auf der Funkausstellung 1931 der erste elektronische Fernseher vorgestellt wurde, beherrschen digitale Unterhaltungsmedien die weltgrößte Messe ihrer Art. Mit 1441 Ausstellern ist die diesjährige Leistungsschau der Branche schon lange ausgebucht. Hecker erwartet für die in der Vorweihnachtszeit anstehende Hochsaison mit einem Nachfrageschub durch die vielen Neuheiten, die unter dem Funkturm präsentiert werden. Im letzten Jahr schlossen Händler und Hersteller hier Verträge im Wert von 3,5 Milliarden Euro ab. Das soll auch in diesem Jahr so sein. Vom 2. bis 7. September hat die Ifa geöffnet. Mit dabei sind auch wieder einige Radio- und Fernsehgesellschaften, die sich dem breiten Publikum vorstellen wollen, allen voran die ARD, die mit digitalen TV-Produktionen überzeugen will.

Bis Entwicklungen wie das Smart-TV die Wohnstuben endgültig erobern, werden nach Ansicht der Experten noch einige Jahre vergehen. Der Trend zu einer Verschmelzung der verschiedenen Unterhaltungsgeräte und ihre Vernetzung mit dem Internet ist aber wohl unumkehrbar. Dazu tragen auch die Smartphones bei, die aus Handys immer mehr Alleskönner in Sachen Unterhaltung machen.

Auf der Ifa stehen neben den Neuheiten der braunen Ware auch die innovativen Entwicklungen der weißen Ware, also der Hausgeräte. Bei Wachsmaschinen, Kühlschränken oder Kaffeeautomaten sind die Schwerpunkte der Neuerungen gleich geblieben. Immer schöner, immer sparsamer und immer komfortabler soll ihr Gebrauch werden.