Die Reiselust ist ungebrochen

Tourismusbranche steuert auf Rekordjahr zu / Deutschlandurlaub weiter im Aufwind

Aufstände und Revolten in den Ferienländern halten Touristen nicht vom Reisen ab. Ägypter und Tunesier haben durch ihren Einsatz für Demokratie sogar einen zusätzlichen Sympathiebonus erhalten. „Die Buchungen für beide Länder ziehen bereits deutlich an“, beobachtet der Chef des Deutschen Reiseverbands (DRV), Jürgen Büchy.

Von Krise ist in der Branche auch sonst nicht mehr die Rede. Im Gegenteil. „2011 wird ein Spitzenjahr“, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), Klaus Laepple kurz vor Beginn der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin. Die Vorausbuchungen liegen deutlich über dem Vorjahreswert und alles deutet auf neue Umsatzrekorde hin.

Im Trend liegen weiterhin die Mittelmeerländer mit Spanien an der Spitze. Aber auch der Urlaub im eigenen Land wird immer beliebter. Vor einigen Jahren blieb nur noch jeder dritte Reisende in Deutschland. Nun liegt der Anteil wieder über 40 Prozent. Davon profitieren vor allem die Regionen an der Nord- und Ostseeküste. Der Boom bei Kreuzfahrten hält ebenfalls an. Aber auch die anderen Segmente, Wellness und Städtereisen zum Beispiel, verzeichnen ein Plus.

Selbst die neue Luftverkehrssteuer bremst das Wachstum nur wenig. Trotzdem ist sie der Branche ein Dorn im Auge. „Wir halten diese Abgabe für falsch“, betonte Büchy. Auch die von einigen Städte erhobene oder geplante Bettensteuer lehnt der Verband ab. Die Preise für Ferienreisen sind nach Branchenangaben vergleichsweise stabil geblieben, vor allem für Frühbucher. Daran ändere derzeit auch der hohe Ölpreis noch nichts.

Der DRV will sich in diesem Jahr auch stärker um die Belange der Urlauber kümmern. Auf der ITB will der DRV gezielt die Tourismusminister er Ferienländer ansprechen und die Modernisierung der örtlichen Infrastruktur anmahnen. Vor allem an den Flughäfen sieht der Verband Handlungsbedarf. „Urlauber beschweren sich vermehrt über schleppende Abfertigung, überfüllte Warteräume oder andere gravierende Mängel“, erläuterte Büchy. Einen Wunsch an die Politik haben die Anbieter auch. Die Zeitspanne für die Sommerferien in den Ländern solle verlängert werden, damit nicht zu viele Gäste zur selben Zeit verreisen.

Die gute Stimmung der Branche lässt sich auch in Zahlen ausdrücken. 21,3 Milliarden Euro setzten die Reiseveranstalter im vergangenen Jahr um, 2,5 Prozent mehr als 2009. Die Reisebüros legten sogar um sechs Prozent auf 20,3 Milliarden Euro Umsatz zu. Von einem Sterben der Agenturen ist keine Rede mehr. Das heimische Gastgewerbe profitiert ebenfalls vom wieder aufkeimenden Fernweh. 60 Milliarden Euro brachten die rund 380 Millionen Übernachtungen in Hotels und Pensionen 2010 ein. Das ist der höchste je in Deutschland gemessene Wert. Laepple verteidigte auch die Senkung der Mehrwertsteuer für Hoteliers. Die Betriebe hätten Wort gehalten und 860 Millionen Euro in die Modernisierung ihrer Häuser investiert.

Auf einen Rekord steuert auch die ITB zu. Die weltgrößte Tourismusmesse erwartet mehr als 11.000 Aussteller aus 188 Ländern und ist damit ausgebucht. Vom 9. bis zum 15. März rechnen die Veranstalter mit 160.000 Besuchern in den Messehallen unter dem Berliner Funkturm. Partnerland ist in diesem Jahr Polen, das mit der Fußball-Europameisterschaft im kommenden Jahr Besucher anlocken will.