Kleine Lösung

Kommentar

Wie so oft hat sich Europa bei der Lebensmittelkennzeichnung nur auf einen kleinen gemeinsamen Nenner geeinigt. In diesem Falle ging der Widerstand weniger von den Mitgliedsstaaten als vielmehr von einer massiven Lobbyarbeit der Industrie aus. Die Nahrungsmittelhersteller scheuen Transparenz. Denn wenn die Verbraucher immer wissen würden, was insbesondere in Fertigprodukten steckt, fiele manche Kaufentscheidung wohl anders aus. Immerhin werden die wichtigsten Nährwerte und Allergene künftig angegeben. Wer sich informieren will, hat dazu die Möglichkeit. Positiv ist auch, dass Verbraucher an der Fleischtheke bald erkennen können, woher das Lammkotelett oder das Brathähnchen kommt. Die Regelung hat also auch gute Seiten.

Doch die meisten Kunden lesen die Inhaltsliste bei Lebensmitteln schon heute nicht. Insbesondere für bildungsferne Verbraucher und Kinder spielt die Kennzeichnung keine Rolle. Dabei ist gerade in dieser Konsumentengruppe die Gefahr von Fehlernährung durch zu viel Zucker oder Fett besonders hoch. Die langfristigen Folgeerkrankungen daraus kosten die Gesellschaft viel Geld. Eine einfach gestrickte Ampelkennzeichnung für Fett, Zucker und Salz könnte auch diese Zielgruppen erreichen. Aber das war nicht gewollt, weil die Industrie um ihr gutes Geschäft mit Limonaden und Fertiggerichten bangt und einflussreicher ist Kinderärzte oder Verbraucherorganisationen.