Der Deutsche Wetterdienst bestätigt die Folgen des Klimawandels. Kraftwerke könnten unter Kühlwassermangel leiden
Das Klima in Deutschland ändert sich – langsam, aber sicher. „Die vorherrschende Westwindzone verlagert sich nordwärts“, sagte Klaus-Jürgen Schreiber vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Donnerstag. Die Folge: Unsere Sommer werden heißer und trockener, die Winter milder und regenreicher.
Mit diesen Aussagen, die neue Daten für das Jahr 2011 einbeziehen, nahm der Wetterdienst Stellung gegen Skeptiker, die am von Menschen verursachten Klimawandel zweifeln. „Leider erleben wir auch Diskussionen, die nicht immer von Fakten bestimmt werden“, sagte DWD-Vizechef Paul Becker. Unter anderem kritisiert RWE-Manager Fritz Vahrenholt die vorherrschende Theorie der Klimaveränderung.
Dass diese jedoch im Grundsatz richtig liege, meint der Wetterdienst auch aus den aktuellen Daten über Wetter und Klima herauslesen zu können. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hätten sich die Hauptwindsysteme der Erde und mit ihnen die Hoch- und Tiefdruckgebiete um etwa 180 Kilometer in Richtung der Pole verschoben. Für Deutschland bedeute dies, dass das Land vermehrt im Einfluss der Westwinde liege. Die kalte Strömung aus Osten verliere dagegen etwas an Bedeutung.
Schreiber, der die Klimaüberwachung des Wetterdienstes leitet, stellte fest: „Die Klimaforscher haben eine Tendenz zur Zunahme von zentral über Mitteleuropa liegenden, feuchten Tiefdruckgebieten beobachtet.“ Deren mittlere jährliche Zahl sei zwischen 1951 und 2011 um 20 Prozent gestiegen. Aus seinen Untersuchungen leitet der Wetterdienst die Prognose ab, dass sich diese Entwicklung bis zum Jahr 2100 vermutlich verstärke.
Konkret bedeutet dies, dass Bürger, Firmen und Politik mit vermehrten Starkregen im Winterhalbjahr und zunehmende Dürrephasen im Sommer rechnen müssen. „In Deutschland lag die Temperatur 2011 um 1,4 Grad über dem langjährigen Mittel von 8,2 Grad“, erklärte Vizepräsident Becker.
Und Klaus-Jürgen Schreiber mahnte Vorsorgemaßnahmen an: Unter anderem in den südlichen Bundesländern gehe es darum, die Flussdeiche zu erhöhen, um die Auswirkungen von häufigeren Hochwassern zu mildern. Außerdem müsse man sich Gedanken darüber machen, dass in sommerlichen Hitzephasen die Wasserkühlung unter anderem für Atomkraftwerke schwieriger werde.
Auch den neuen Pumpspeicherwerken, die im Zuge der Energiewende errichtet werden sollen, könnte der Wassermangel zu schaffen machen. Diese Anlagen produzieren Strom, indem Wasser von einem Bergbecken über Turbinen ins Tal geleitet wird. Mit derartigen Herausforderungen solle sich die Politik rechtzeitig auseinandersetzungen, mahnte Schreiber: „Die Klimaforschung stochert nicht Dunkeln“.