Venedig mit sintflutartigem Regen

In Deutschland werden extreme Regenfälle bei milden Temperaturen zunehmen / Katastrophenschutz mahnt bessere Vorbereitung an

Die Wetterextreme werden in den nächsten Jahrzehnten stark zunehmen. Insbesondere sind häufiger sintflutartige Regenfälle zu erwarten. Davon geht der Deutsche Wetterdienst (DWD) aus, der sich gemeinsam mit dem Umweltbundesamt sowie den Katastrophenschutzeinrichtungen auf veränderte Klimabedingungen einstellt.

Bis Ende des Jahrhunderts erwartet DWD-Vizepräsident Paul Becker in Deutschland Durchschnittstemperaturen, wie sie heute in Venedig gemessen werden. Zwar bleibt es im Winter kalt. Doch die Zahl der Hitzetage im Sommer wächst an. Die Zahl der Tage mit mehr als 30 Grad Celsius wird sich danach mindestens verdoppeln. Diese Entwicklung sorgt für zusätzliche Energie in der Atmosphäre. „Das Schadenpotenzial durch Wetterextreme würde deutlich wachsen“, warnt der Experte.

Insbesondere im Norden nach der Simulation der Forscher immer mehr starke Regenfälle geben. In den Alpenregionen erwarten die Wissenschaftler dagegen keine gravierenden Veränderungen. Starkregen bedeutet, dass innerhalb von 24 Stunden je nach Region zwischen zehn und 100 Liter Wasser vom Himmel fallen. Was heute etwa drei bis vier Mal im Jahr vorkommt, könnte dann alle zwei Monate auftreten. Den Rekordniederschlag verzeichnete bisher der Ort Zinnwald Georgenfeld. Dort prasselten 2002 an einem Tag 312 Liter pro Quadratmeter auf die Erde. Trotzdem wird es insgesamt trockener, vor allem im Sommer. „Es regnet weniger, aber wenn es einmal regnet, dann meist wolkenbruchartig“, glaubt Becker.

Der anscheinend unaufhaltbare Trend zur Erwärmung sorgt die Katatrophenschutzeinrichtungen. „Überschwemmungen, Infrastrukturausfälle, Schäden an Gebäuden und Gewegen stellen möglicherweise eine Gefahr für die Bevölkerung dar“, warnt der Chef des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Christoph Unger. Gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk (THW) und dem Umweltbundesamt (UBA) mahnen die Fachleute eine bessere Vorbereitung auf Extremfälle an. So muss die Verkehrswegeplanung laut UBA-Chef Jochen Flasbarth nicht mehr am Normalbetrieb, sondern an den extremen Anforderungen ausgerichtet werden. Die Kommunen müssten für ausreichend großen Sickerflächen, die Länder für hohe Deiche an den Flüssen sorgen.

Das THW hat neben der noch fehlenden Vorbereitung auf neue Anforderungen eine zweite Sorge. Der Abschaffung der Wehrpflicht, eine immer ältere Bevölkerung und Wanderungsbewegungen der jungen Menschen verringert die Zahl der freiwilligen Helfer in vielen Regionen. Konkrete Vorschläge zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels haben die Organisationen noch nicht auf den Tisch gelegt. Zunächst soll die gemeinsame Erforschung des Bedarfs fortgeführt werden.