Kommentar
Jetzt rächt sich eine über Jahrzehnte verfehlte Familienpolitik. Es gibt immer weniger Kinder. Das ist in vielerlei Hinsicht bedenklich. Menschlich, weil viele junge Leute auf einen wichtige Phase des Lebens mit neuen Erfahrungen, Verantwortung und Freude verzichten. Gesellschaftlich, da die Bevölkerung schnell überaltert und die Gefahr einer Art Gerontokratie besteht. Das wäre der Fall, wenn die Alten die parlamentarischen Mehrheiten bestimmen können und dann eine gerechte Teilung der Lasten zwischen den Altersgruppen verhindern. Es gibt dafür in der Sozialpolitik bereits Anzeichen. Seit Jahren werden notwendige Reformen nach hinten geschoben. Auch geht der Staat finanzielle Verpflichtungen ein, für die die nächste Generation aufkommen muss. So verhindern Politiker Ärger mit der bei Wahlen wichtigen Gruppe der Rentner.
Schließlich wird Kinderlosigkeit auch ein handfestes ökonomisches Problem. Immer weniger junge Leute treten zukünftig in das Berufsleben ein. Sie werden gleich mehrfach gefordert. Sie sollen mit ihren Sozialbeiträgen die Sicherungssysteme finanzieren und durch gute Arbeit den Wohlstand aller erhalten. Das lässt sich auch nicht über Nacht ändern. Selbst wenn die Großfamilie wieder in Mode kommen sollte, vergingen 20 Jahre und mehr, bis sich dies auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar machte. Dazu kommt noch ein statistischer Effekt. Selbst bei gleicher Geburtenrate geht die Kinderzahl zurück, weil es weniger Frauen gibt, die Kinder bekommen können.
Dem Problem muss sowohl mit einer familienfreundlichen Politik als auch mit einer besseren Ausnutzung aller vorhandenen Potenziale angegangen werden. Das ist nicht einmal eine Frage des Geldes. Deutschland lässt sich seine Familien schon heute viel kosten. Es geht um eine möglichst gute Bildung für alle Kinder, damit sie später hochwertige Jobs erledigen können. Es geht auch um familienfreundliche Arbeitgeber, von denen es immer noch zu wenige gibt. Erst wenn Beruf und Familie selbstverständlich miteinander vereinbar sind, wird die Lust zum Kinderkriegen steigen. Immerhin steigt die Einsicht auf allen Seiten. Nun müssen Taten folgen.