Karriere als Kreuzfahrer

An Bord eines Cruisers lockt der schnelle berufliche Aufstieg/ Die Voraussetzungen für die Jobs auf See sind jedoch hoch

„Ich selbst will später unbedingt in die Kreuzfahrtbranche“, erklärt das blonde zierliche Mädchen im Hosenanzug. „Da kommt man in relativ kurzer Zeit sehr weit rum.“ 20 Jahre ist Udine Handorf alt und studiert im zweiten Semester Tourismusmanagement an der Karlshochschule International University in Karlsruhe. In Halle 5.1 der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin erklärt sie Schülern, welche beruflichen Möglichkeiten sich hinter ihrem Studiengang verbergen. Mit dem Plan, später einmal auf einem Kreuzliner zu arbeiten, hat sie selbst schon einen Schritt in Richtung einer viel versprechenden Berufslaufbahn gemacht. Denn die Arbeit an Bord gilt als Karrieresprungbrett im Reisesektor.

Die Palette der gefragten  Berufe ist groß. An Bord werden Kabinenstewards, Konditoren, Köche Barkeeper, Schiffsingenieure, Fitnesstrainer,  Animateure oder Physiotherapeuten gebraucht.

„Wer in seinem Lebenslauf eine Referenz aus der Kreuzfahrt vorweisen kann, hat einen enormen Marktwert“, erklärt Frank Fleischmann. Der Pressesprecher der Suhler Agentur für Arbeit weiß, welche Vorteile eine Anstellung auf See mit sich bringt. „Auf einem Schiff gewinnen die Leute hochwertige Kenntnisse“, sagt er. „Die Tätigkeit ist vergleichbar mit der Arbeit in einem Vier- oder Fünf-Sterne Hotel.“ Zudem gebe es auf den schwimmenden Herbergen flache Hierarchien und weniger Personal als an Land. Da falle es eher auf, wenn jemand gute Leistungen bringe. „Da sind auch die Chancen für einen Aufstieg höher“, so Fleischmann.

Regelmäßig organisieren die Arbeitsvermittler die Jobbörse „Meer Arbeit“. „Wir wollen motivierte Bewerber und angebotsstarke Unternehmen auf unkomplizierte Weise zusammenzubringen“, sagt Sprecher Fleischer. Auch wenn die Treffen zwischen Firmen und potentiellen Mitarbeitern in dem Thüringer Städtchen stattfinden, regional beschränkt ist die Vermittlung nicht. Jeder, der an einem Job in der Kreuzfahrtbranche interessiert ist, kann vorbeikommen und Unternehmen wie AIDA Cruises, die Peter Deilmann Reederei oder TUI kennen lernen. Die Chancen durch das persönliche Treffen eine Tätigkeit an Bord zu ergattern, stehen gut. „Von den rund 1.000 Besuchern interessieren sich 500 tatsächlich für einen Job“, erläutert Fleischmann. Zuletzt habe man über 150 Stellen vermitteln können.

Für die Arbeit auf See gibt es allerdings hohe Voraussetzungen. Nur wer entsprechende Vorkenntnisse mitbringt, hat Aussicht auf die berufliche Weltreise. Eine Ausbildung im Tourismusbereich und Arbeitserfahrung sind Pflicht. Optimal sollten die Bewerber ein halbes bis eineinhalb Jahre in einem Hotel, Restaurant oder vielleicht einem Freizeitpark gearbeitet haben. Und wen es auf ein Hochseeschiff zieht, der sollte möglichst schon Erfahrungen auf einem Flussschiff gesammelt haben.     

Die hohen Anforderungen in der Hotellerie und Gastronomie kennt auch Michaela Spiegel. Auf der ITB ist sie Karriereberaterin am Stand der Internet-Jobbörse YourCareerGroup (www.ycg.de). Im beruflichen Alltag ist die 37-Jährige Personaldirektorin bei ArabellaStarwood Hotels. „Ausbildung, Auslandserfahrung und Englischkenntnisse sind Grundvoraussetzungen“, erzählt sie. Eigentlich findet sie, sollte die Branche in dieser Hinsicht flexibler werden. Auch Quereinsteiger verdienten es, berücksichtigt zu werden, weil sie oftmals viel motivierter seien. „Ein KfZ-Mechaniker, der schon lange mit einem Job als Koch liebäugelt, bringt vielleicht mehr Leidenschaft mit als jemand mit einer Ausbildung.“   

Der Kreuzfahrtenmarkt gehört zu den am stärksten wachsenden touristischen Segmenten. Laut Deutschem Reiseverband (DRV) hat sich die Passagierzahl allein bei den Fahrten auf den Weltmeeren in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht. 2009 wurde erstmals die Zahl von über einer Million Hochseekreuzfahrern überschritten.

Der Trend geht also hin zum Urlaub auf dem „schwimmenden Hotel“. Bei der Online-Stellenvermittlung Joborama (www.joborama.de) beobachten die Mitarbeiter noch eine weitere Entwicklung – und zwar mit Sorge. „Es werden immer mehr Praktika ausgeschrieben“, bemängelt der Leiter der auf die Bereiche Sport, Fitness, Wellness, Tourismus, Hotellerie und Gastronomie spezialisierten Börse, Uwe Wasserloos. Udine, der blonden Studentin im adretten Anzug, und ihren Kommilitonen empfiehlt er, bloß nicht zu viele Praktika zu machen. Ein einziges könne schließlich reichen, „um den Fuß in die Tür zu kriegen“.