Der Kampf gegen die Spekulanten

Weitere Länder verbieten Leerverkäufe

Weitere Länder verbieten Leerverkäufe von Finanzaktien, um massive Angriffe von Hedgefonds und Banken abzuwehren.

Leerverkäufe sind eines der vielen Instrumente, mit denen Spekulanten an den Finanzmärkten handeln oder auch seriöse Vermögende ihr Depot zeitweilig gegen Verluste absichern. Wie diese Geschäfte funktionieren, zeigt ein Beispiel: Ein Investor glaubt an fallende Kurse, ein anderer an steigende. Nun verkauft der Pessimist 100 Aktien der Firma zum aktuellen Preis von beispielsweise 100 Euro an den Optimisten. Es wird vereinbart, dass die Wertpapiere drei Tage später geliefert werden. Fällt in dieser Zeit der Kurs, kann der Verkäufer sich nach drei Tagen billiger mit den Anteilsscheinen eindecken. Er bezahlt 90 Euro. Die Differenz von zehn Euro zwischen beiden Kursen ist sein Gewinn. Umgekehrt hat der Käufer zehn Euro verloren, weil er mehr bezahlt hat als die Aktien zum Liefertermin wert sind.

Es gibt zwei Arten von Leerverkäufen. Im Normalfall leiht sich der Verkäufer die Wertpapiere gegen eine Gebühr bei Großinvestoren für einen kurzen Zeitraum aus. Das nennt man gedeckte Leerverkäufe. Von ungedeckten Leerverkäufen sprechen die Fachleute, wenn der Verkäufer Aktien oder Anleihen, die er veräußert, gar nicht besitzt. Diese Form der Spekulation kann für die Börsenentwicklung gefährlich werden, wenn in großem Stil auf fallende Kurse gewettet wird. Aus Angst davor steigen immer mehr normale Anleger aus den betroffenen Wertpapieren aus. Mitunter wird die Unsicherheit der Anleger auch befördert, in dem negative Gerüchte über die betroffenen Firmen oder Staaten gestreut werden. Das treibt die Kurse weiter nach unten. Darauf hoffen vor allem die finanzstarken Hedge-Fonds, die sich in großem Stile Leerverkäufe tätigen.

Es ist nach Ansicht mancher Fachleute eine Strategie der Nadelstiche gegen ausgewählte Opfer. So wird beispielsweise gezielt die Bonität eines Landes wie Irland oder Italien in Frage gestellt. Die Betroffenen müssen mehr Zinsen bezahlen, wenn sie neue Kredite aufnehmen wollen. Auch wenn der Schuldner finanziell gesund ist, kommt er so langsam unter die Räder, weil durch die steigenden Kreditzinsen irgendwann tatsächlich eine bedrohliche Lage entsteht.

Die Folgen konnten in den letzten Tagen in Frankreich beobachtet werden. Dort verloren Bankentitel rasant an Wert, weil sie angeblich durch Riesenverluste mit Anleihen der Krisenländer in Schieflage geraten sind. Auch die Kreditwürdigkeit der Grande Nation wurde gerüchteweise in Frage gestellt. Darauf haben neben Frankreich auch Spanien, Belgien und Italien reagiert und ungedeckte Leerverkäufe für eine gewisse Zeit verboten. In Deutschland sind solche Geschäfte mit Aktien, Anleihen und Kreditversicherungen schon vor einem Jahr per Gesetz untersagt worden. Das hat der Bundesregierung international viel Kritik eingebracht. Das Verbot hat sich aber offenkundig bewährt. Auch bei den meldepflichtigen gedeckten Leerverkäufen findet nach Angaben der Bundesfinanzaufsicht hierzulande praktisch kein großer Handel mehr statt.