Stiftung Warentest stellt bei Elektro-Fahrrädern große Qualitätsunterschiede fest
Immer mehr Radfahrer setzen auf elektrische Hilfe. Im vergangenen Jahr verkauften die Hersteller der so genannten Pedelecs (Pedal Electric Cycle) rund 200.000 Stück. Mittelfristig erwartet der Zweirad Industrie Verband (ZVD), dass wenigstens jedes zehnte Rad mit einem Hilfsmotor ausgestattet sein wird. Doch auf die Anbieter warten nach Ansicht der Stiftung Warentest noch einige Hausaufgaben. „Die Hersteller müssen bei einigen Modellen noch deutlich nachbessern“, sagt Elke Gehrke, die Verkehrstests der Verbraucherschützer wissenschaftlich leitet.
Die Prüfer haben zwölf gängige Modelle auf die Straße und ins Prüflabor geschickt. Dabei zeigten sich erhebliche Qualitätsunterschiede, die zum Teil auch sicherheitsrelevant waren. „Mangelhaft“ schnitten zwei Räder ab, das Pegasus E-Tour sowie das Ruhrwerk E-Bike. Pegasus musst nach Angaben der Stiftung bereits im vergangenen Jahr 11.000 Räder zurückrufen, weil Rahmen gebrochen waren. Im Test zeigte sich dieser Schwachpunkt wieder. Nach der Hälfte der Laufleistung von 20.000 Kilometern brach der Rahmen. „Gelernt hat die betroffene Firma aus dem Schaden offenbar nichts“, kritisiert Test-Experte Peter Gurr. Das zweite durchgefallene Pedelec fiel wegen einen schwachen Bremsleistung durch. Es geht auch anders, wie die drei Testsieger bewiesen. Das Modelle Diamant Zouma, Kreidler Vitality Elite und Raleigh Leeds HS erhielte die Note „gut“, alle anderen landeten im Mittelfeld.
„Das Fahren macht richtig Spaß“, stellt Gurr fest. Die Funktionsweise der Pedelecs ist einfach zu verstehen. Sobald der Fahrer in die Pedale tritt, unterstützt ein Elektromotor die Fahrt. Bei Tempo 25 schaltet sich die Anlage automatisch ab. Dann bleibt nur die Muskelkraft als Antrieb. 250 Watt stark waren die getesteten Motoren. Die Räder sind mit rund 30 Kilogramm Gewicht deutlich schwerer als herkömmliche Fahrräder. Große Unterschiede weisen die Modelle bei der Leistung und dem Preis auf. Die Akkus reichen für Fahrten zwischen 25 und 100 Kilometer und die Ladezeit bewegt sich zwischen zwei und über acht Stunden. Billig sind die noch jungen Räder nicht gerade. Zwischen 900 Euro und 2.700 Euro kosten die Modelle.
Rechtlich sind die Pedelecs immer noch einfache Räder. Es gibt keine Versicherungs- oder Helmpflicht und ein Führerschein ist auch nicht vonnöten. Das gilt für Modelle ohne Anfahrhilfe und einer Höchstgeschwindigkeit von 25 Kilometern in der Stunde. Rollen die Räder ohne Muskelkraft an, gelten sie als Mofa. Für Pedelecs mit einer Höchstgeschwindigkeit von mehr als 25 Stundenkilometern prüft das Verkehrsministerium gerade die Einrichtung einer eigenen Führerscheinklasse. Auch wenn es keine Versicherungspflicht gibt, sollte jeder Fahrer eine Haftpflichtpolice abschließen. Das rät ADAC-Fachmann Johann Grill. Denn private Versicherungen schließen die Regulierung von Schäden mitunter aus. Gerade wenn Personen bei einem Unfall zu Schaden kommen, könne daraus schnell eine existenzbedrohende Forderung entstehen. „Bei schweren Verletzungen können das fünf- bis sechstellige Beträge sein“, warnt Grill.