Gute Planung, gutes High-School-Jahr

Damit der Sprachaufenthalt nicht zum Reinfall wird, sollten Eltern und Schüler die Anbieter vergleichen und das Kleingedruckte studieren

Mit ihren südamerikanischen Freunde trifft sich Jennifer Winkhardt regelmäßig: ganz modern im Online-Netzwerk. Klar, das tun andere Teenager auch. Doch die 17-Jährige plaudert, im Gegensatz zu den meisten Jugendlichen, fast ausschließlich auf Spanisch. Das liegt daran, dass sie die Weltsprache bestens beherrscht und obendrein viele Bekannte in Südamerika hat. „Für mich ist das so normal, wie mit deutschen Freunden zu chatten“, freut sich die Abiturientin aus dem baden-württembergischen Aulendorf. Zur Sprachkünstlerin hat die Schülerin ein Austauschjahr in Tuxtla Gutiérrez in Mexiko gemacht.

Nicht nur perfekte Sprachkenntnisse bringen Austauschschüler aus ihrem Gastland mit. Jede Menge neue Freunde und mehr Selbstbewusstsein sind Resultate eines – wohlgemerkt – erfolgreichen Bildungstrips. Und der will gut geplant sein.

Anbieterauswahl:
Zahlreiche Veranstalter organisieren die Bildungsreisen. Einige tun das gemeinnützig, wie der AFS (American Field Service) oder YFU (Youth For Understanding). Andere arbeiten profitorientiert. Bei der Wahl des Veranstalters sollten Eltern und Schüler auf eine ordentliche Vor- und Nachbereitung der Reise sowie eine anständige Betreuung vor Ort achten. „Kommerzielle Anbieter bezahlen ihre Mitarbeiter“, erläutert Klaus Krimmel vom Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustauschorganisationen (AJA). „Da kann es schon einmal vorkommen, dass auf einen Betreuer 50 Austauschschüler kommen.“ Von Vorteil für die Jugendlichen sei das sicher nicht.

Kosten:
Zum Schnäppchenpreis ist der Schulbesuch jenseits deutscher Grenzen nicht zu haben. Bei manch einem Unternehmen macht das High-School-Jahr in den USA locker den Gegenwert eines gehobenen Mittelklassewagens aus. Wie viel der Bildungstrip letztendlich kostet, hängt vom Veranstalter und vom Reiseziel ab. Hier gilt: Je beliebter das Land, umso höher der Preis. Wohlstand ist dennoch keine Voraussetzung für den „Abstecher“ in die Ferne. Inzwischen helfen zahlreiche Unternehmen und Vereine sowie Staat mit Finanzspritzen aus. AFS oder YFU beispielsweise, unterstützen ausgewählte Teilnehmer zum einen eigenen Mitteln. Zum anderen vermitteln sie Stipendien – etwa für bestimmte Länder, für Finanzschwache Bewerber oder für sozial engagierte Jugendliche.

Bewerbung:
Eine Bewerbung für ein Austauschprogramm ist keine Sache von fünf Minuten. Die Organisationen verlangen zum Beispiel ein Schulgutachten und eine ausführliche Selbstbeschreibung. Einige Wochen kann es schon mal dauern, bis die erforderlichen Unterlagen komplett sind. Jennifer Winkhardt blieben bis zur Bewerbungsfrist nur 14 Tage um sämtliche Papiere zusammenzustellen. Recht kurzfristig hatte sie sich für das Programm bei AFS entschieden. „Ganz schön stressig“ fand sie das. Letztendlich schaffte es die Schülerin in die engere Auswahl.

Ordentliche Unternehmen wählen ihre Teilnehmer sorgfältig aus.  Sie laden aussichtsreiche Bewerber zu einem Vorstellungsgespräch oder – wie im Fall von Jenniffer Winkhardt – zu einem Auswahlwochenende ein. Bei dem ersten richtigen Kontakt mit den Kandidaten kommt es den Organisationen auf die persönliche Ausstrahlung der Kandidaten an. „Flexibilität, Offenheit, Verantwortungsgefühl und Toleranz sind für uns ganz wichtig“, verrät AFS-Sprecher Christopher Stolzenberg .

Vertrag:
Ein Punkt, den die Veranstalter an ihren Kandidaten schätzen, trifft auf die Gestaltung manch eines Schüleraustauschvertrags nicht zu: Offenheit. Wie beim Handy- oder Autokauf verstecken sich auch hier zusätzliche Kosten gerne im Kleingedruckten. Seriöse Anbieter klären über Zusatzkosten eindeutig auf. Ausgaben für Schuluniform, Impfungen oder Visum sind meist nicht im Gesamtpaket enthalten. Ferner sollten Eltern das Taschengeld bei der Planung nicht vergessen.

Sprachbeherrschung ist kein Muss:
Es mag merkwürdig klingen, aber die Landessprache müssen Schüler in der Regel nicht beherrschen, wenn sie sich in die fremden Gefilde begeben. Nur für einige wenige Länder, wie zum Beispiel für Japan oder China, gibt es Auflagen. Nach Südamerika ging Jenniffer auch ohne Spanischzertifikat. Das erfreuliche Resultat: „Nach drei Monaten konnte ich mich schon gut verständigen“, resümmiert sie.

Tipp: Die Internetseite www.ausgetauscht.de informiert über eine Vielzahl von Anbietern und Austauschprogrammen. Einen Überblick über gemeinnützige Veranstalter gibt es unter www.aja-org.de (Menüpunkt „AJA und seine Mitglieder“). Es spricht nichts dagegen, mehrere Anbieter gleichzeitig anzuschreiben. Und selbst wenn die Bewerbungsfrist verstrichen ist, lohnt es sich, nach freien Plätzen zu fragen.

Kasten:
Der AFS: Der American Field Service (AFS) wurde von jungen Amerikanern gegründet, die während der zwei Weltkriege freiwillig Krankentransporte übernahmen. Heute ist der AFS eine der größten
gemeinnützigen Jugendaustauschorganisationen weltweit.