Mogeln ist nicht fein, aber durchaus erlaubt – zumindest was die Kennzeichnung von Lebensmitteln betrifft. Wie Hersteller ihre Produkte schön tricksen, weiß Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Kunstmann: Herr Valet, mit welchen legalen Mitteln führen Hersteller Verbraucher bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln hinters Licht?
Armin Valet: Auf Etiketten sind zum Beispiel Früchte zu sehen, die im Produkt gar nicht enthalten sind. Anstelle dessen stecken Aromen drin. Oder der angepriesene „Putensalat“ besteht nur zu einem Teil aus gewachsenem Putenfleisch und wird stattdessen mit einer Mischung aus Hähnchen- und Putenformfleisch gestreckt.
Kunstmann: Schaden die Tricks den Konsumenten?
Valet: Verbrauchern wird eine höhere Qualität vorgegaukelt. Sie geben Geld für Produkte aus, die letztendlich enttäuschen. Das ist ein finanzieller Schaden. Die Schummelei kann aber auch die Gesundheit beeinträchtigen –
wenn zum Beispiel jemand empfindlich auf Glutamat reagiert und er auf den Slogan „Ohne Geschmacksverstärker“ hereingefallen ist.
Kunstmann: … und im Produkt ist trotzdem Glutamat enthalten?
Valet: Das Glutamat versteckt sich dann in der Zutatenliste im Wörtchen „Hefeextrakt“. Verwenden Hersteller Hefeextrakt als Geschmacksverstärker, müssen sie das darin enthaltene Glutamat nicht deklarieren.
Kunstmann: Was muss sich an der Lebensmittelkennzeichnung ändern, damit der ganz legale Schwindel ein Ende hat?
Valet: Wir fordern Klarheit. Verbraucher müssen auf den ersten Blick erkennen können, wie es um die Qualität des Produkts bestellt ist. Wenn die Produktqualität von der Verbrauchererwartung abweicht, muss das groß und deutlich vorne auf dem Etikett stehen. Und wenn zum Beispiel die Sauce Hollandaise anstatt der erhofften Butter billiges Pflanzenfett enthält, muss das durch den Zusatz „mit Pflanzenfett“ ganz klar erkennbar sein. Häufig sind auch die Zutatenlisten so klein gedruckt, dass sie kaum lesbar sind. Wir brauchen eine Mindestgröße, an die sich alle Hersteller halten müssen.
Bio-Box: Armin Valet (44) arbeitet seit zehn Jahren als Ernährungsexperte bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Im Taschenbuch „Vorsicht Supermarkt!: Wie wir verführt und betrogen werden“ zeigt er zusammen mit seiner Kollegin Silke Schwartau welche Tricks auf Konsumenten beim täglichen Einkauf lauern.