Neue Firmenstiftung für den Klimaschutz

Energie aus Abfall, Frachtschiffe mit Segeln – die Stiftung 2 Grad will klimaschonende Verfahren in der Wirtschaft voranbringen

Aus Abfällen lässt sich immer noch etwas herausholen – in diesem Fall jede Menge Energie. Mit „Ecoloop“ entwickelt der Baustoff-Hersteller Xella gerade ein neues Verfahren. Aus einem Gemisch kohlenstoffhaltiger Abfälle, Pflanzenresten und Kalk lässt sich dabei ein Synthesegas gewinnen, das man als Brennstoffersatz für Kohle oder Erdöl nutzen kann. Erstmals will die Firma die Methode demnächst in einem Kalkwerk im Harz anwenden.

Auf die Idee sind die Xella-Ingenieure gekommen, weil Kalk für die Baumaterial-Firma (Ytong, Silla) ein Grundstoff ist. Möglicherweise aber interessieren sich noch weitere Unternehmen für das innovative Verfahren. Auch deshalb ist die ehemalige Haniel-Tochter kürzlich der neuen Unternehmensstiftung 2 Grad beigetreten, die Maßnahmen des Klimaschutzes in der Wirtschaft voranbringen will.

Xella mit Zentrale in Duisburg, sowie Standorten in NRW, Brandenburg, Niedersachsen, Hessen, Baden-Württemberg und anderen Ländern, gehört mittlerweile den Investment-Firmen PAI Partners und der Großbank Goldman Sachs. Neben dem Baustoff-Hersteller wirken fünf weitere Firmen in der Klimaschutz-Stiftung mit: die Deutsche Bahn AG, der norddeutsche Energiekonzern EWE, die M + W Group, die unter anderem Solarkraftwerke plant und baut, der Handelskonzern Otto und der Sportartikel-Produzent Puma.

Die Stiftung ist eine Schwesterorganisation der schon bestehenden „Initiative 2 Grad“, in der sich weitere Unternehmen zusammengeschlossen haben. Mit ihrem Namen beziehen sich die Firmen auf das politische Ziel, die Erwärmung der Erdatmosphäre möglichst auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, um die schädlichen Folgen des Klimawandels in Grenzen zu halten.

Zunächst hat die gemeinnützige Stiftung 500.000 Euro pro Jahr aus Beiträgen der Mitgliedsunternehmen zur Verfügung. Damit will man den Austausch zwischen Wissenschaftlern und Unternehmern fördern. Die Notwendigkeit dafür begründet Marek Wallenfels, der Geschäftsführer der Stiftung, so: „Wissenschaftliche Institute dringen mit ihren Erkenntnissen zur Klimapolitik oft nicht in die Wirtschaft durch.“ Vielfältiges Wissen über den Klimawandel sei zwar vorhanden, werde in der Praxis aber zu wenig umgesetzt „Die Stiftung soll deshalb Wissenschaft und unternehmerischen Alltag zusammenbringen“, so Wallenfels.

Die beteiligten Unternehmen haben nichts dagegen, wenn ihr Name durch die Mitwirkung in Initiative und Stiftung mit dem positiven Anliegen des Klimaschutzes in Verbindung gebracht wird und der Verkauf ihrer Produkte steigt. Die Firmen haben sich allerdings auch eine gewisse Glaubwürdigkeit beim Klimaschutz erarbeitet.

So lässt die Bremer Reederei Beluga, Mitglied der Initiative, eines ihrer Frachtschiffe teilweise von einem riesigen Zugdrachen übers Meer schleppen. Wenn der Wind günstig steht, fliegt der Kite voraus und überträgt seine Zugkraft per Seil auf das Schiff. Das spart den Motoren tonnenweise Treibstoff. Der Kohlendioxidausstoß sinkt.

Auch der Handelskonzern Otto, dessen Eigentümer Michael Otto den Anstoß für Initiative und Stiftung gab, versucht Klimaschutz zu praktizieren. Seit 1994 habe die Otto-Tochter Hermes ihren Kohlendioxid-Ausstoß pro Warensendung um 40 Prozent reduziert, sagt das Unternehmen.

Ob die Firmen von einzelnen positiven Beispielen abgesehen insgesamt allerdings klimaschonend arbeiten, bleibt fraglich. Bei Xella beispielsweise existieren keine Zahlen zur Gesamtklimabilanz. Der Energiekonzern EWE, ebenfalls ein Stiftungsmitglied, hat sich zwar den Verkauf sauberen Stroms aus erneuerbaren Quellen auf die Fahnen geschrieben, vertreibt aber zu fast 70 Prozent Energie aus Atom- und Kohlekraftwerken.

Fotos zu Skysail finden Sie hier:

http://www.skysails.info/deutsch/infothek/presselounge/fotos-grafiken/ms-beluga-skysails/