Strom wird für die meisten Kunden 2011 teurer

Unternehmen verweisen auf die Kosten für den Ökostrom / Netzagentur rät zu Preisvergleich und Wechsel

Für die meisten Verbraucher wird der Strom im kommenden Jahr teurer. Immer mehr Versorger kündigen in dieser Woche Preiserhöhungen an, die teilweise happig ausfallen. So verlangt der Energieriese Vattenfall von seinen Kunden in Berlin und Hamburg rund neun Prozent mehr. RWE will die Preise ab Januar um 3,6 Prozent anheben, nachdem die dem Konzern angeschlossenen Haushalte schon im August eine Tarifanhebung hinnehmen mussten. Von den großen Konzernen will nur EON vorläufig nichts verändern. Auch fast 200 Stadtwerke wollen ab dem kommenden Jahr ihre Preise erhöhen.

„Mit der Preisanhebung werden höhere Umlagen aus den Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) weitergegeben“, begründet RWE den neuerlichen Kostenschub. Bei einem durchschnittlichen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden beläuft sich die Mehrbelastung laut Unternehmen auf drei Euro im Monat. Wie viele Verbraucher 2011 mehr bezahlen müssen, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Bis zum Wochenende müssen die Versorger Preisanhebungen zum 1. Januar bekannt geben.

Als Begründung muss allerorten das EEG herhalten. Das Gesetz sieht eine vorrangige Einspeisung von Ökostrom in die Netze für eine vergleichsweise hohe Vergütung vor. Energie aus Wind- oder Sonnenkraft wird so durch alle Stromkunden subventioniert. In diesem Jahr bezahlten die Verbraucher 8,2 Milliarden Euro zusätzlich. In den kommenden Jahren wächst der Betrag auf über 13 Milliarden Euro an. Für 2011 steigt der Preis pro Kilowattstunde Strom um 1,5 Cent. Die Frage ist nun, ob und in welchem Umfang die Versorger diesen Aufschlag an ihre Kunden weitergeben. RWE begnügt sich nach eigenen Angaben mit einer Preisanhebung um 0,8 Cent, weil die Beschaffungskosten an anderer Stelle gesunken sind.

Zurückhaltung erwartet die Bundesnetzagentur auch von anderen Unternehmen. „Verbraucher sollten nicht in vollem Umfang mit der erhöhten EEG-Umlage belastet werden“, fordert der Chef der Regulierungsbehörde, Matthias Kurth. Die Agentur hat errechnet, dass der Strompreis ohne Umlage um einen halben Cent pro Kilowattstunde sinken müsste, weil der Großhandelspreis für Elektrizität ebenfalls rückläufig ist. Die grüne Energieexpertin Bärbel Höhn wirft den Versorgern Gewinnmitnahmen vor, in dem die Ökoenergie als Grund für Preiserhöhungen vorgeschoben wird. „Aufgrund der gesunkenen Einkaufspreise dürfte es im nächsten Jahr eigentlich keine Preiserhöhungen geben“, sagt die Bundestagsabgeordnete.

Der Branchenverband BDEW sieht keine durchgängige Welle an Preiserhöhungen auf die Verbraucher zu rollen. „Die Unternehmen verfolgen verschiedene Einkaufsstrategien und darüber hinaus beruht die Bildung des Strompreises auf mehreren Faktoren“, betont ein Verbandssprecher. Das Verhalten der Unternehmen hängt unter anderem von ihrer Art der Strombeschaffung ab. Firmen, die sich an den Börse bedienen, konnten zuletzt billiger Strom einkaufen als die mit langfristigen Lieferverträgen. Auch die jeweilige Wettbewerbssituation unter den 900 Versorgern spielt bei der Entscheidung eine Rolle.

Die Sprecherin der Netzagentur, Renate Hichert, rät den Verbrauchern zum Preisvergleich und zu einem Wechsel des Tarifs oder Stromanbieters, wenn der bisherige Lieferant zu teuer sein sollte. „Es ist einfach und es kann nichts passieren“, sagt die Sprecherin.