Bildung füllt den Geldbeutel

Ein Studium zahlt sich nicht nur für den Einzelnen aus. Auch der Staat profitiert – selbst wenn er die Kosten dafür vorstreckt. Am Donnerstag verhandelte der Landtag in Nordrhein-Westfalen, ob er die Studiengebühren wieder abschafft

Einige Bundesländer kassieren sie: die Studiengebühren. Andere hatten die Extrazahlungen zwar eingeführt, einige Zeit später aber wieder abgeschafft. Bis zu 500 Euro können die Universitäten pro Semester vom Akademikernachwuchs verlangen. Trotzdem ist diese Summe nur ein Bruchteil dessen, was der Staat für jeden einzelnen Studienplatz aufwenden muss.

„7.000 Euro kostet ein Studienplatz im Durchschnitt im Jahr“, sagt Axel Plünnecke vom Institut für Wirtschaft (IW) Köln. Beim Großteil der Bundesländer springt der Staat und somit der Steuerzahler für die volle Summe ein. Nicht jeder Student ist jedoch gleich teuer. Zum einen spielt es eine Rolle, welchen Beruf der- oder diejenige später einmal ergreifen möchte. So kommt ein Medizinstudent der Volkswirtschaft mit weit über 10.000 Euro teurer zustehen als ein angehender Betriebswirt oder eine Geisteswissenschaftlerin. Zum anderen schwanken die Summen, die die einzelnen Hochschulen in Studiengänge investieren.

Durchschnittlich 3.540 Euro haben die Universitäten zum Beispiel für die Lehre eines Kunststudenten im Jahr 2008 berappt. 5.550 Euro waren es für einen Ingenieur. Das hat das Hochschul- Informations-System für das Bachelor-Studium in Berlin, Bremen, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern ausgerechnet. Auch Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein waren an der Studie beteiligt. Am niedrigsten fielen die Kosten mit 2.040 Euro an der Universität Greifswald aus. Die Humboldt Universität in Berlin griff mit 4.560 Euro am tiefsten in die Tasche.

Doch nicht nur dem Staat kostet die Lehre der jungen Menschen etwas. Auch die Studenten haben Ausgaben. Während ein angehender Akademiker, der einen Mastertitel anstrebt, nach ganzen drei Jahren längst noch nicht mit Bücher wälzen und Büffeln fertig ist, verdienen andere Gleichaltrige schon gutes Geld – vielleicht als Mechatroniker oder Rechtsanwaltsgehilfin. Hat ein Berufsanfänger monatlich 2.000 Euro beisammen, schafft es dagegen der Student mit Bafög und Unterstützung der Eltern gerade einmal auf 1.000 Euro pro Monat. Innerhalb von zwei Jahren gehen ihm also 36.000 Euro durch die Lappen. Rentiert sich das Studium da überhaupt?

Ja, das Geld ist eine gute Investition. Hochschulabsolventen erzielen in der Regel deutlich höhere Einkommen. So verdient ein westdeutscher Akademiker IW-Berechnungen zufolge pro Stunde 78 Prozent mehr als ein Hilfsarbeiter. Diese Zahl mag erstaunlich niedrig anmuten. Sie kommt aber dadurch zustande, dass das Wirtschaftsinstitut die unbezahlten Überstunden, die Gelehrte häufiger leisten, gleich mit einberechnet. Auch gegenüber Fachkräften, die in den alten Bundesländern pro Stunde 26 Prozent mehr erreichen als Menschen ohne Abschluss, stehen Mediziner oder Wissenschaftler viel besser da. Ebenso sind die Aussichten auf einen Arbeitsplatz für Höherqualifizierte besser als für andere. In den neuen Bundesländern verdienen Akademiker zwar in der Regel weniger – im Schnitt bekommen sie dennoch 50 Prozent mehr pro Stunde als unqualifizierte Arbeitnehmer.

„Während von den Menschen ohne Berufsabschluss nur rund die Hälfte in Lohn und Brot stehen, sind es von jenen mit Berufsausbildung 75 Prozent und von den Akademikern annähernd 86 Prozent“, heißt es aus dem IW Köln. Deutlich wird die Bildungsrendite am Ende des Berufslebens. Während ein Facharbeiter inklusive seiner Altersvorsorge rund 162.000 Euro zusammenspart, erwirtschaften Akademiker durchschnittlich fast eine halbe Million Ersparnisse.

Und was hat der Staat davon, dass er für die Ausbildung von Naturwissenschaftlern, Informatikern oder Juristen aufkommt? Wissen steigert die Produktivität. Davon profitieren die Unternehmen, die mit guten Leuten höhere Gewinne erzielen und mehr Steuern zahlen. Auch die Akademiker zahlen vergleichsweise hohe Steuern und Sozialabgaben. So profitiert die ganze Volkswirtschaft von einer guten Ausbildung.

Studiengebühren halten im Übrigen nicht vom Studieren ab. „Zwischen 2006 und 2008, also in der Zeit in der Studiengebühren eingeführt worden sind, können wir keine Effekte beobachten“, so
IW-Bildungsökonom Plünnecke. Die Anzahl der Studienbeginner pro Semester habe sich in den Ländern mit und ohne Studiengebühren in etwa gleich entwickelt. Schließlich greift der Staat Studierenden, die finanziell schlechter dastehen, unter die Arme. „Bafög ist ganz wichtig“, sagt Plünnecke.