Kommentar zum Wachstum
Jetzt sieht es auch die Bundesregierung ein. Deutschland steckt in einer Rezession, die Wirtschaftsleistung wird auch in diesem Jahr schrumpfen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) geht jetzt von einem Minus von 0,2 Prozent aus. 2023 gab es bereits ein Minus von 0,3 Prozent. Andere EU-Länder legen dagegen teils deutlich zu. 2025 soll es hierzulande wieder aufwärts gehen, die Ampelkoalition hofft, dass das Wachstumspaket der Bunderegierung dann greift. Der Optimismus ist trügerisch.
Zu sehr wirkt das Paket wie Rumgebastel, mal hier streichen, mal da unterstützen, mal dort lockern. Der große Wurf wie die Agenda 2010 fehlt, die vor mehr als 20 Jahren vor allem den Arbeitsmarkt und Deutschlands Wirtschaft einen Schub nach vorn brachte. Hohe Sozialausgaben, fehlende Digitalisierung, bröselnde Infrastruktur – es gäbe viel zu tun. Die Schuld für die Lage im Land allein bei der Ampel-Koalition zu suchen, ist falsch. Die Union, die davor 16 Jahre lang regierte, hat ebenfalls Reformen vermissen lassen.
Auch die Unternehmen tragen Verantwortung, zum Beispiel die wichtige deutsche Autoindustrie, der der Unternehmergeist etwas abhanden gekommen ist. Auf den Wandel zum Elektroauto hat sie zu spät reagiert. Statt vorn dabei zu sein, fährt sie jetzt international hinterher.
Bleiben noch die Bundesbürger, die in mehreren Bundesländern Parteien wählten, die viel von Wut, Angst und Dagegensein leben. Fast wirkt es, als sei meckern wichtiger als anzupacken, für sich selbst zu sorgen wichtiger als gemeinsam vorzugehen. Deutschland ist ein reiches Land, Platz drei der größten Wirtschaftsnationen der Welt. Was fehlt, ist das Vertrauen in die eigene Kraft, die eigene Leistungsfähigkeit. Und Selbstmitleid hat noch nie Großes erreicht.