Wachsen den Industrieländern ihre Schulden über die Köpfe? Pro & Contra
Trotz Schuldenkrise in Europa: Es ist nicht grundsätzlich gefährlich und schlecht, wenn Staaten viele Kredite aufnehmen. Wieviele Schulden ein Land tragen kann, hängt immer von den Rahmenbedingungen und seiner Wirtschaftskraft ab.
Japan beispielsweise ist mit rund 200 Prozent seiner jährlichen Wirtschaftsleistung verschuldet. Die Summe erreicht die erstaunliche Höhe von rund 10.000 Milliarden Dollar – ein Spitzenwert unter den Industrienationen. Und doch redet niemand über einen japanischen Staatsbankrott – nicht mal nach dem Erdbeben und der Atomkatastrophe von Fukushima. Warum? Japans Regierung ist vor allem im eigenen Land verschuldetet. Und nichts deutet daraufhin, dass die patriotischen Japaner ihrer eigenen Regierung weitere Kredit verweigern würden.
Auch die US-Regierung muss sich keine großen Sorgen machen, obwohl sie mit über 14.000 Milliarden Dollar (rund 100 Prozent des Bruttoinlandprodukts) bei internationalen Investoren in der Kreide steht. Die Vereinigten Staaten werden ihre Schulden auch künftig bedienen, weil viele US-Unternehmen extrem innovativ sind und immer wieder erfolgreiche Produkte auf dem Weltmarkt anbieten – siehe Apples iPhone. Außerdem würden gerne Millionen junger Leute aus Südamerika in Nordamerika arbeiten. Dieser Zustrom billiger und ehrgeiziger Arbeitskräfte schafft neues Wachstum.
In Deutschland liegt die Verschuldung bei rund 2.000 Milliarden Euro, etwa 80 Prozent der Wirtschaftsleistung. Trotzdem kaufen Investoren gerne deutsche Staatsanleihen. Sie nehmen an, dass die exportstarke deutsche Industrie und die wirksame Steuerverwaltung immer genug Geld heranschaffen, um die Zinsen für die Kredite zu finanzieren.
Erst, wenn solche Erfolgsfaktoren fehlen, bringen hohe Schulden das betreffende Land in die Nähe des Staatsbankrotts. Beispiel Griechenland: Die Ausgaben für Zinsen sind so hoch und die Wirtschaft schrumpft so stark, dass Athen seine Schulden aus eigener Kraft unmöglich bezahlen kann. Auch Italien hat an dieser Stelle ein Problem: Das Wachstum ist gering. Gleichzeitig verhindert die angeschlagene Berlusconi-Regierung die Modernisierung des Landes.