Finanzminister Schäuble schlägt vor, den chinesischen Renmimbi in den Kreis der Weltwährungen aufzunehmen. Tagung von IWF und G20 in Washington
Die weltweite Herrschaft der westlichen Währungen geht dem Ende entgegen. Dollar und Euro könnten schon bald durch den chinesischen Renmimbi, den russischen Rubel oder die indische Rupie ergänzt werden, heißt es im Bundesfinanzministerium. Man arbeite daran, einen „Fahrplan für die Integration“ zu entwerfen.
Bis kommenden Samstag finden in Washington die turnusgemäßen Tagungen des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und der G20-Gruppe der wichtigsten Wirtschaftsnationen statt. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble nimmt daran teil und hält mehrere Reden über die Reform des Weltwährungssystems.
Mit der Initiative des Finanzministeriums, für die Staatssekretär Jörg Asmussen maßgeblich verantwortlich ist, kommt Deutschland den Interessen der fünf großen Schwellenländern Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika entgegen, die als BRICS-Staaten bezeichnet werden. Bei einem Treffen in China am Donnerstag vereinbarten diese Länder, sich stärker vom dominierenden US-Dollar abzukoppeln. Deshalb wollen sie einander künftig auch Kredite in eigener Währung bereitstellen. Am Dollar bemängeln die BRICS-Staaten, dass die US-Währung wegen der hohen Verschuldung der USA zunehmend instabil werde und immer weniger als sichere Reserve-Währung tauge. China und andere Länder haben zur Zeit noch Dollar-Reserven in Billionenhöhe.
Das Bundesfinanzministerium regt nun an, beispielsweise den chinesischen Renmimbi in den Währungskorb der Sonderziehungsrechte (SZR) beim Internationalen Währungsfonds (IWF) aufzunehmen. Die so genannten Sonderziehungsrechte stellen die künstliche Währung des IWF dar. Jedes Mitgliedsland hat das Recht, sich in Krisensituationen gegenüber dem Fonds in der synthetischen Währung der Sonderziehungsrechte zu verschulden. Der Wert der SZR basiert heute auf den Währungen US-Dollar, japanischer Jen, britisches Pfund und Euro.
Das deutsche Anliegen ist aber auch nicht selbstlos. Bevor der Renmimbi Teil des Wahrungskorbes wird, müsste die chinesische Regierung den Außenhandel mit ihrer Währung liberalisieren. Heute ist der Wert des Renmimbi noch fest an den Dollar gekoppelt. Deshalb gilt die chinesische Währung als unterbewertet und Waren, die China nach Europa und Amerika exportiert, sind vergleichweise billig. Avancierte der Remimbi zu einer Weltwährung, müsste sein Wert steigen, wodurch Chinas ökonomischer Vorteil abnähme.
Die Erweiterung des Weltwährungssystems könnte auch institutionelle Folgen nach sich ziehen. Weltbank-Präsident Robert Zoellick hält es für notwendig, ein neues Gremium der Länder mit Weltwährungen ins Leben zu rufen – ein „SZR-Forum“. Dieses könnte die G7-Gruppe der großen westlichen Industrieländer allmählich bedeutungslos machen.
Im Rahmen der G20 leitet Deutschland gegenwärtig eine Arbeitsgruppe zur Reform des Weltwährungssystems. Im November 2011 soll diese einen Bericht vorlegen. Dabei geht es unter anderem auch um neue Lösungen, um zu hohe grenzüberschreitende Kapitalflüsse einzudämmen. Diese tragen immer wieder dazu bei, Staaten zu destabilisieren und Spekulationsblasen entstehen zu lassen.