Wenn der Hotelier zum Gast wird

Online-Bewertungsportale lassen sich manipulieren –
falsche Texte dafür aber gut erkennen

Bruchbude statt  Luxushotel, Baulärm statt Strandidylle: Manch blumige Katalogbeschreibung entpuppt sich am Urlaubsort als blanke Lüge. Viele Touristen informieren sich deshalb vor der Buchung auf einem Online-Bewertungsportal über ihre Unterkunft. Doch das System  hat einen Haken: Hotelbesitzer können selbst Texte ins Netz stellen und ihren Betrieb in den Himmel hoch loben. Mit etwas Wissen können Internet-Nutzer der Eigenwerbung auf die Schliche kommen.

„Fingierte Bewertungen benutzen eine spezielle Sprache“, sagt Melanie Tamblé. „Die Texte sind sehr blumig und detailreich geschrieben und arbeiten mit Begriffen aus dem Marketing und aus der Katalogsprache“, so die Mitgründerin von Adenion, dem Betreiber des Bewertungsportals Votello.de. Darstellungen wie „Das Alpenhotel ist ein Wintersport-, Wellness- und Babyhotel“, „Wir bekamen ein Familienzimmer Typ B“ oder „reichhaltiges Büffet“  sollten also stutzig machen.

Auch ausführliche Lagebeschreibungen deuten auf Manipulation hin. Schreibt ein User zum Beispiel „Vom nahegelegenen S & U Bahnhof Schönhauser Allee erreichen Sie mit der U-Bahn Citylinie U2 sehr bequem alle wichtigen Punkte in Berlin“, so dürfen Plattform-Besucher an der Seriosität des Textes zweifeln. „Wenn Sie nur mal zu Gast in Berlin sind, werden Sie wahrscheinlich nicht mehr genau den Namen der U-Bahn Station benennen können, geschweige denn die genaue Bezeichnung der Strecke oder der Linie“, erläutert Expertin Tamblé.

Die Bewertungsportale bemühen sich, fingierte Beiträge aufzuspüren. Dass sie dabei nicht immer erfolgreich sind, zeigt eine Untersuchung der Stiftung Warentest (test 2/2010). Von sieben Anbietern filterten holidaycheck.de und ciao.de, fiktive Texte „befriedigend“ heraus. Alle anderen schnitten schlechter ab. Votello.de schaffte es gerade einmal auf ein „Ausreichend“. Inzwischen funktioniere die Überprüfung aber.

Im Gegensatz zu anderen Portalen, löscht votello.de fingierte Einträge nicht, sondern kennzeichnet sie als Eigenwerbung. „Nur die wenigsten Hoteliers protestieren dagegen“, berichtet Tamblé. Das zeige, dass die Mitarbeiter mit ihrer  Einschätzung im Großen und Ganzen richtig liegen.