Windparks auf dem Meer sollen bald viel Strom liefern. Aber noch stehen die Anlagen nicht. Bremens Umweltsenator Loske fordert die Bundesregierung nun auf, schneller mehr Geld zur Verfügung zu stellen
Alle reden über Windparks auf dem Meer – besonders nach Fukushima. Für die Stromproduktion auf hoher See gibt es auch umfangreiche Planungen und zahlreiche Genehmigungen. Nur praktisch ist bislang nicht viel passiert. Deshalb fordert der Bremer Umweltsenator Reinhard Loske (Grüne) jetzt den schnelleren Ausbau der Offshore-Windenergie. In der Bundesratssitzung am kommenden Freitag reichen fünf norddeutsche Bundesländer ähnliche Anträge ein.
Die Listen der genehmigten Parks nehmen sich eindrucksvoll aus. Für 28 Anlagen mit weit über 1.000 Windrädern in den deutschen Gewässern der Nord- und Ostsee wurden bereits Genehmigungen vergeben. Allerdings sind nur zwei Parks ganz oder teilweise in Betrieb: Alpha Ventus bei Borkum mit 12 Rotoren und Bard Offshore 1 nordwestlich von Borkum mit elf Windrädern. Baltic 1 in der Ostsee beginnt demnächst mit der Stromlieferung. Alles andere ist Zukunftsmusik.
Wenn es in diesem Tempo weitergeht, bliebe die Energiewende stecken, sagen die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. In der morgigen Bundesratssitzung fordern sie die Bundesregierung auf, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Windparks schneller gebaut werden.
„Wir sollten darauf hinarbeiten, dass die Kapazität der Stromproduktion in deutschen Gewässern bis 2025 rund 30.000 Megawatt beträgt“, sagte Bremens Umweltsenator Loske. Das entspräche etwa der heutigen Leistung von 25 Atomkraftwerken. Rund 100 Windparks würden dafür benötigt. Sie könnten 15 bis 20 Prozent des gesamten deutschen Strombedarfs decken.
In seinem Antrag für den Bundesrat schlägt Loske vor, dass die Bundesregierung ein schon geplantes Windkraft-Förderprogramm der öffentlichen KfW-Bank schneller auf denWeg bringen solle. Bisher ist vorgesehen, dass fünf Milliarden Euro für günstige Kredite zugunsten von Windparks vor den Küsten („offshore“) zur Verfügung gestellt werden. Nach Loskes Ansicht sollte die Kfw aber nicht nur selbst Kredite geben, sondern auch Bürgschaften übernehmen für Kredite von Geschäftsbanken an Parkbetreiber.
Loske weist daraufhin, dass Stadtwerken und anderen kleineren Energieunternehmen meist das Geld fehle, um sich bei Offshore-Windparks zu engagieren. „Heute haben nur die vier großen Energiekonzerne das Kapital, um Windparks auf See zu bauen.“ Anlagen mit 300 Megawatt Leistung erfordern derzeit Investitionen von etwa einer Milliarde Euro. Wer eine oligopolistische Struktur der erneuerbaren Stromproduktion auf dem Meer verhindern wolle, müsse deshalb die Finanzierungsmöglichkeiten ausweiten, so Loske. Auch bei den Geschäftsbanken müsse etwas passieren: „Viele Banken haben noch keine Geschäftsmodelle entwickelt, um Offshore-Windparks zu finanzieren.“
Um das notwendige Kapital zu mobilisieren, schlägt Loske außerdem vor, dass die Einnahmen, die die Lieferenten erneuerbaren Stroms aus der Einspeisevergütung erhalten, zeitlich vorgezogen werden könnten. Dann flösse das Geld teilweise als Vorauszahlung, um die hohen Anfangsinvestitionen abzudecken.