DIW nach Rücktritt kopflos

Präsident Zimmermann wirft das Handtuch / Forschungsinstitut in Schwierigkeiten

Das renommierte Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) muss sich einen neuen Chef suchen. Nach langen Querelen warf der bisherige Präsident Klaus Zimmermann nun das Handtuch. Er habe sein Amt zur Jahresmitte 2011 zur Verfügung gestellt, heißt es in einer Mitteilung des DIW-Kuratoriums.

„Die wissenschaftlichen Arbeiten und Beratungserfolge müssen wieder stärker ins Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung gerückt werden“, stellte der Vorsitzende des Kuratoriums, Bert Rürup, fest und sprach von einer verzerrten und überzogenen Kritik an der Einrichtung. Nun will das Gremium in Ruhe nach einem Nachfolger suchen. Zunächst wird nach einer Zwischenlösung gesucht.

In den letzten Jahren ist das DIW unter der Leitung Zimmermanns immer wieder in die Kritik geraten. Öffentlich wurden vor allem die Vorwürfe des Rechnungshofes. Die Kassenprüfer monierten freihändig vergebene Aufträge in Millionenhöhe. Die Finanzierung von Tochterinstituten Ausland hielt der Rechnungshof ebenfalls für bedenklich.

Gescheitert ist der Forscher aber eher an wissenschaftlichen Misserfolgen und seinem Umgang mit den rund 100 Wissenschaftlern im eigenen Hause. „Endlich kann ich wieder vernünftig arbeiten“, freut sich einer der Angestellten über den Rückzug des 58-jährigen Volkswirts. Kollegen beschreiben Zimmermann als narzisstisch und beratungsresistent. An seiner Qualifikation bestehen hingegen keine Zweifel. Der eigenwillige Führungsstil vertrieb etliche Experten aus dem DIW. „Das ist auf Dauer nicht tragbar“, sagt Sprecher Carel Mohn.

Zimmermann übernahm das DIW im Jahr 2000 und wollte es in der internationalen Spitze der Wirtschaftsinstitute etablieren. Der frische Wind, den er durch die Flure der Einrichtung wehen ließ, flaute bald ab. Stattdessen musste das Haus empfindliche Schlappen einstecken. Schon fast traditionell beauftragte die Bundesregierung das DIW mit der Teilnahme an der Konjunkturprognose, die zweimal jährlich von den führenden Instituten erstellt wird. Unter Zimmermann verloren die Berliner den Auftrag. Zuletzt ging mit dem Innovationsindikator des Bundesverbands der Deutschen Industrie und der Telekom noch ein weiterer lukrativer Auftrag verloren. Offenbar wuchs der Druck auf Zimmermann in der letzten Zeit so stark an, dass er sich nun zurück zieht. Das kann auch als eine Art Notbremse verstanden werden. Denn in einem Jahr steht die Überprüfung der wissenschaftlichen Qualität des DIW auf dem Programm, die Voraussetzung für die Förderung der Einrichtung durch Bund und Länder ist.