Zwei Wochen Erbsen und Linsen

Zivilschutz in Deutschland

Gut 14 Kilogramm Brot und Kartoffeln, 17 Kilo Gemüse und elf Kilo Obst sollten eine Familie mit zwei kleinen Kindern stets im Vorratsschrank haben. Dazu kommen noch Milchprodukte, Getränke, Fleisch und Fett. Zwei Wochen kann die Familie sich mit dieser Reserve unabhängig ernähren. Das sagt zumindest der Bedarfsrechner des Bundesverbraucherministeriums für die private Notfallvorsorge.

Schwere Erdbeben oder Flutwellen drohen hierzulande kaum. Doch Hochwasser, verheerende Stürme und Reaktorunfälle, Seuchen oder Terroranschläge können wenigstens regional für zeitweilig chaotische Zustände sorgen. Wie der staatliche Zivilschutz funktioniert, wissen nur wenige. Eine Lehre aus der Atomkatastrophe von Tschernobyl 1986 hat der Bund gezogen. Es wurden bundesweit Lebensmitteldepots angelegt, damit die Bevölkerung im Ernstfall mit dem nötigsten versorgt werden kann.

Zwei Reserven hat der Bund angehäuft. In der „Notfallreserve Getreide“ werden Weizen und Hafer eingelagert. Die Silos stehen in der Nähe von Mühlen, damit daraus im Ernstfall rasch Mehl für die Versorgung mit Brot gemahlen werden kann. In der „Zivilen Notreserve“ hortet der Bund Erbsen, Linsen, Reis, Kondensmilch und Milchpulver. Das klingt nicht nach einem Gourmetmenü. Die Auswahl hängt neben dem Ernährungsbedarf auch mit der langen Haltbarkeit der Lebensmittel zusammen.

15 Millionen Euro lässt sich der Bund die Aufbewahrung jährlich kosten. Die Läger sind über ganz Deutschland verteilt. Im Notfall können von Katastrophen betroffene Bundesländer, die für den Zivilschutz zuständig sind, Hilfen aus einem der mehr als 100 Reservestellen anfordern. Die Lage der Standorte wird geheim gehalten. „Die staatlichen Notreserven sollen dazu beitragen, kurzfristige Engpässe in der Versorgung der Bevölkerung zu überbrücken“, erläutert das Verbraucherministerium. Dabei denken die Behörden vor allem an einzelne Ballungsgebiete und Großstädte. Je nach Lage reichen die Lebensmittel für mehrere Wochen. Die Verteilung würden im Ernstfall das THW oder die Bundeswehr übernehmen.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) führt noch weitere Reserven auf. Insbesondere für den Gesundheitsschutz hat die Behörde vorgesorgt. Gehortet werden beispielsweise Jodtabletten für den Fall, dass es in Deutschland nach einem Reaktorunfall zu erhöhten Strahlenwerten kommt. Auch Pockenimpfstoff und Antibiotika stehen für den Notfall bereit. In den Krankenhäusern lagern so genannte Basispakete mit Arzneien und Sanitätsmaterial. Jedes Paket hat einen Umfang, mit dem 250 Patienten, darunter 150 Schwerverletzte, drei Tage lang versorgt werden können. Die Basispakete wurden auf rund 100 Kliniken verteilt. Auch dafür halten sich die Kosten in Grenzen, weil die Krankenhausapotheken das Material ständig herausgeben und wieder auffüllen. Es muss also nicht laufend neu angeschafft werden.

Schließlich ruhen in Salzkavernen, also in Hohlräumen von Salzgestein, an der Küste die Öl- und Gasvorräte des Bundes. Drei Monate lang reichen die Reserven.

Kasten:

Die Bundesregierung rät allen Bürgern, über die staatliche Notfallreserven hinaus auch privat vorzusorgen. Was jeder Haushalt vorrätig halten sollte und wie man sich im Ernstfall verhält, erklärt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in der kostenlosen Broschüre „Für den Notfall vorgesorgt“. Bestellen kann man sie schriftlich beim BKK, Postfach 18 67, 53008 Bonn, oder per Fax: (02 28 99) 550 -1620 und E-Mail: bestellservice@bbk.bund.de